21. Spieltag 1977/78: BFC Dynamo - BSG Chemie Böhlen 2:1

Zum Schluß wurde es noch heikel für den BFC
"Ihr müßt unbedingt oben bleiben, hört ihr!" Der Zuruf eines Zuschauers beim Abgang der Spieler nach dem Schlußpfiff galt der Böhlener Elf, die sich beim favorisierten Gastgeber BFC Dynamo achtbar aus der Affäre gezogen hatte. Was keiner für möglich gehalten hätte, schien sich in der letzten Viertelstunde anzubahnen: der Ausgleich der abstiegsbedrohten Gäste! Nach der schwer erkämpften 2:0-Führung wurden die Berliner nämlich recht sorglos, leisteten sich herbe Abwehrschnitzer, ließen den Anschlußtreffer zu und kamen sieben Minuten vor Schluß in eine heikle Situation. Wieder war der talentierte, erst 19jährige Ferl, der sein erstes Oberligaspiel über die volle Zeit absolvierte und sich sehr lauffreudig vorstellte, auf der linken Seite freigespielt. Seine flache Eingabe, ähnlich der Szene vor dem Anschlußtreffer, verpaßten jedoch Hubert und Havenstein.

"Wir hatten bis zum 2:0 klare Feldvorteile, kamen dann jedoch durch viel Unruhe und Fehlpässe aus dem Konzept. Der Ball wurde nicht mehr gehalten, die Deckung geriet arg ins Wanken", meinte BFC-Trainer Jürgen Bogs. In der Tat: Der Leistungsabfall der Berliner war erheblich - und unverständlich. Dabei hatte es für sie zuversichtlich angefangen. Schon der erste Schuß, von Terletzki abgefeuert (3.), prallte an die Latte. Und nach dem schönen Kopfballtreffer von Netz glückte gleiches fast nochmal, als ein weiter Flugball Riedigers aus dem Mittelfeld Troppa erreichte, der einen Eckstoß herausholte und in dessen Folge Terletzki Netz das Leder auf den Kopf zirkelte. Netz (37.) und Riediger (40., Seitzieher) hatten dann weitere Chancen. Die Überlegenheit des BFC war nicht zu übersehen und gab Torwart Bott immer wieder Gelegenheit zu Rettungstaten.

Lediglich ein völlig verunglückter Schuß Schneiders (20.) machte deutlich: Böhlens Abwehr war überlastet, nur sporadisch kam man nach vorn, einzig Hubert schaffte ab und zu durch beherzte Dribblings Luft. Die zweite Halbzeit wurde dann etwas ausgeglichener. Drei Kopfball-Versuche (Netz 49., Pelka 51., Zaspel 52.) schufen neue Torraumszenen, dann verpaßte Zaspel Huberts flache Eingabe (75.). Der Anschluß bahnte sich an. Zu mehr reichte es aber nicht.  "Unzufrieden bin ich dennoch nicht", meinte Trainer Wolfgang Müller. "Wir spielten selbstsicher, gelöst, wäre es nur immer so. Letzten Endes haben wir aber leider keinen Punkt gewonnen." Alles in allem wurden die 9.000 auf den Rängen nicht verwöhnt. Das Spiel wurde durch 47 Freistöße zerrissen. Der Kampf überwog. Von Spielfluß konnte kaum die Rede sein. Um ein Tor besser war der Favorit wohl. aber er tat sich schwer wie selten.

BFC Dynamo:
Schwerdtner; Trieloff; Artur Ullrich (65. Brillat), Troppa, Noack; Terletzki, Lauck, Eigendorf; Riediger, Pelka, Netz
BSG Chemie Böhlen:
Bott; Zanirato; Müller, Kunath, Tröger; Schneider, Havenstein, Ferl, Kaubitzsch; Zaspel (83. Srodedci), Hubert

1:0 Netz             ( 9.)
2:0 Terletzki        (57., Handstrafstoß)
2:1 Havenstein       (79.)

Schiedsrichter:      Kulicke (Oderberg)
Zuschauer:           9.000

Joachim Pfitzner, Deutsches Sportecho, 22.04.1978