20. Spieltag 1977/78: 1. FC Magdeburg - BFC Dynamo 2:1

Verbissenheit und Hektik dominierten
Die Enttäuschung bei den Berlinern war verständlich. "Auf ein Unentschieden hatten wir gehofft", meinte Kapitän Frank Terletzki. Nach dieser Niederlage dürften nun wohl die letzten Titelaussichten dahin sein. Aber auch bei den Magdeburgern sah man kein strahlendes Siegerlächeln, bestenfalls eine gewisse Zufriedenheit über den wichtigen Doppelpunktgewinn. Hüben wie drüben hing man in Gedanken noch sehr stark den zurückliegenden Minuten nach. Höhere Ansprüche, die an ein Aufeinandertreffen zwischen dem Tabellenzweiten und -dritten und bei einer derartigen Anhäufung von Auswahlspielern gestellt werden dürfen, wurden nicht erfüllt. Der Spielgedanke kam entschieden zu kurz. Verbissen geführte Zweikämpfe und Hektik bestimmten zumeist die Szene.

Und das ist kein Boden, auf dem ein Fußballspiel gedeihen kann! In den ersten 45 Minuten sah man auf beiden Seiten nur wenige gelungene Angriffszüge. Da bemühten sich bei den Gastgebern, die ohne die verletzten Nationalspieler Raugust, Streich und Hoffmann antraten, insbesondere Pommerenke, Sparwasser und Steinbach ("Insgesamt haben wir etwas mehr Wirkung erzielt.") um den Spielfluß. Sparwasser absolvierte ein großes Laufpensum, Pommerenke knüpfte die Fäden, Steinbach schloß in der Deckung so manche Lücke und leitete zahlreiche Aktionen ein. Bei den Berlinern machten sich darum vor allem der agile Lauck, der sehr viel am Ball war, und der einmal mehr seine gute Form bestätigende Riediger verdient. Doch alle anderen konzentrierten sich in zu starkem Maße auf ihren unmittelbaren Gegenspieler, konnten wenig Gelungenes beitragen. So ergaben sich kaum zwingende Einschußmöglichkeiten.

Für den 1. FCM durch den oftmals gefährlich vorstoßenden Stahmann, der einige Male seine Kopfballstärke unterstrich, als er mit einem 10-m-Schuß an Rudwaleit scheiterte (15.), für den BFC durch einen Riediger-Kopfball, der knapp über die Latte ging (18.). Nach dem Wechsel löste sich die Verkrampfung etwas, völlig jedoch nicht. Die größte Chance zum Ausgleich bot sich Riediger, als er mit einem 15-m-Schuß Heyne nicht bezwingen konnte (53.). Bei einem herrlichen Durchbruch des Rechtsaußen traf Netz die flache Eingabe nicht richtig, so daß Heyne klären konnte (74.). Auch die Gastgeber kamen jetzt besser zum Zuge. Döbbels Abschluß nach einem schönen Dribbling war allerdings zu schwach (59.). Mewes (61.) und Döbbel mit einem Kopfball (73.) scheiterten an Rudwaleit. Ein Stahmann-Kopfball (68.) und ein Sparwasser-Schuß (83.) gingen knapp am Gehäuse vorbei. Damit hatten sich dann aber auch schon die Höhepunkte erschöpft.

1. FC Magdeburg:
Heyne; Zapf; Seguin, Stahmann, Decker; Tyll, Pommerenke (87. Kohde), Steinbach; Sparwasser, Mewes, Döbbel
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Eigendorf (75. Brillat 2), Lauck, Terletzki; Riediger, Sträßer (62. Labes), Netz

1:0 Tyll             (40.)
1:1 Labes            (63.)
2:1 Döbbel           (77.)

Schiedsrichter:      Stenzel (Senftenberg)
Zuschauer:           12.000

Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 15.04.1978