08. Spieltag 1977/78: BSG Chemie Böhlen - BFC Dynamo 1:0

Köditz-Tor aufopferungsvoll verteidigt
Der Wunsch war der Vater des Gedankens, doch so recht glaubte im Lager des Neulings wohl niemand daran, ausgerechnet gegen den Berliner Klub zum zweiten Sieg der Saison zu gelangen. So deutlich alle statistischen Fakten wie Eckbälle und torgefährliche Schüsse (19:6!) am Ende auch das optische Übergewicht des Gastes belegten, mußte er sich doch mit der für ihn unangenehmen Erkenntnis abfinden, daß diese Böhlener Elf zu Bravourleistungen fähig ist, die alle Anerkennung verdienen. Der BFC Dynamo scheiterte schließlich an einem Partner, der in bezug auf die kämpferische Haltung, die taktische Zuverlässigkeit aller Akteure und eine bis zum Schluß ungebrochene Moral die Grenzen seiner gegenwärtigen Leistungsfähigkeit streifte! Böhlens Versuch, einer viel zu zaghaft beginnenden Dynamo-Mannschaft mit spielerischen Mitteln Paroli zu bieten, war in den ersten 45 Minuten durchaus von Erfolg gekrönt.

Obgleich Köditz im Konzept der schnellen Aktionen zumeist schon aus der Abwehr heraus nicht die gewohnte Wirkung erzielte, erreichte der Gastgeber in diesem Zeitraum dank Schneider, Friedel, Hubert und Havenstein durchaus Gleichwertigkeit. Daß er nach dem Wechsel dann in arge Bedrängnis geriet, als der BFC im Mittelfeld endlich größeres Tempo anstrebte (Terletzki), überraschte ebenso wenig. Doch da durfte Chemie der Zuverlässigkeit seines nun fast unablässig geprüften Schlußmannes Bott sowie der kämpferischen Haltung von Zanirato, Wolf, Kunath und Tröger vollauf vertrauen! "Im Vergleich zu den vorausgegangenen Spielen gab es diesmal keine entscheidenden Nachteile in der Zweikampfführung", schätzte Trainer Wolfgang Müller ein. Nach 45 Minuten des Zitterns war die Freude doppelt groß.

Ganz offensichtlich erkannte der BFC die Gefahr zu spät, die ihm von diesem resoluten Gegner drohte. Ausdruck dessen waren die zahllosen Querpässe, mit denen er das Spiel verschleppte, und das später völlig unzureichende Bemühen, Böhlens Abwehr über beide Flügel aufzureißen. Die Zusammenballung der Kräfte auf engstem Raum verhieß ebenso wenig Erfolg wie die ständigen hohen Eingaben in den Strafraum. Den Beweis, zu einer taktisch variablen Spielweise, zu wuchtigen Konterangriffen fähig zu sein, blieben die Gäste auch in der Phase ihrer nahezu totalen Überlegenheit schuldig. Zu Recht registrierte es Trainer Jürgen Bogs mit Enttäuschung: "Ungeachtet der Steigerung nach der Halbzeit litt unser Kombinationsfluß unter vielen Fehlpässen. Mangelhaft auch die Bewegung ohne Ball, der Einsatz im Zweikampf." Und nicht zuletzt, so meinen wir, auch unter beiden zu späten Einwechslungen die den BFC noch mobilisieren sollten ...

BSG Chemie Böhlen:
Bott; Zanirato; Wolf, Kunath, Tröger; Schneider, Havenstein, Friedel; Zaspel, Köditz, Hubert
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Noack, Trieloff (82. Lauck), Jonelat; Terletzki, Brillat, Eigendorf; Riediger (77. Labes), Pelka, Netz

1:0 Köditz             (42.)

Schiedsrichter:        Roßner (Pößneck)
Zuschauer:             4.000

Dieter Buchspieß, Deutsches Sportecho, 15.10.1977