06. Spieltag 1977/78: BSG Wismut Gera - BFC Dynamo 0:6
Mit Zustimmung von Schiedsrichter Herrmann und dem BFC ließ Wismut in der Halbzeitpause den Ball wechseln, weil er durch die Nässe zu schwer geworden war. Ob sich beim Neuling damit die stille Hoffnung verband, daß es nun endlich besser rollen würde? Wohl kaum. Zu deutlich zogen die Gäste bis dahin ihre Kreise. Der 2:0-Vorsprung, mit dem man in die Kabinen gegangen war, gab den Vorteilen der Berliner noch nicht einmal zahlenmäßig richtig Ausdruck. Der Gastgeber hatte sich gänzlich auf die Defensive eingestellt, ließ nur Struppert und Schorrig als Angriffsspitzen wirksam werden. Eine Taktik, die zu durchkreuzen für den BFC überhaupt kein Problem war. Brillat heftete sich an die Fersen von Irmscher, dem einzigen, der die Geraer Angreifer ins Spiel hätte bringen können. Damit war praktisch "Ruhe im Schiff".
Erst als der Rückstand mit 0:3 hoffnungslos war, orientierte sich die gesamte Mannschaft stärker nach vorn. Dies aber war taktisch ebenso ungeschickt, so daß weitere Treffer einfach nicht ausbleiben konnten. Libero Korn versuchte sich als "Einzelkämpfer", ohne die von ihm verwaist zurückgelassenen Position im notwendigen Maße abzusichern. Der "Erfolg" war durchschlagend. Innerhalb von vier Minuten besserte der BFC Dynamo sein Torkonto im vorher kaum erhofften Umfange auf. "Der Gastgeber ist uns heute natürlich ein ganzes Stück entgegengekommen", schätzte denn auch Bernd Brillat ein. "Trotzdem, ein solch klarer Sieg gibt natürlich Selbstvertrauen." Und die Berliner können es brauchen.
BSG Wismut Gera:
Winkler; Korn; Kliemank (46. Neubert), Schirrmeister, Grüner, Kraft; Hoppe, lrmscher, Kaiser; Struppert, Schorrig
BFC Dynamo:
Rudwaleit; P. Rohde; Trieloff, Noack; Eigendorf (65. Jonelat), Brillat, Terletzki; Pelka, Labes, Riediger, Netz
0:1 Pelka (17.)
0:2 Netz (39.)
0:3 Pelka (56.)
0:4 Netz (80.)
0:5 Pelka (81.)
0:6 Labes (84.)
Schiedsrichter: Herrmann (Leipzig)
Zuschauer: 5.000
Rainer Nachtigall, Neue Fußballwoche, 01.10.1977