05. Spieltag 1977/78: BFC Dynamo - FC Karl-Marx-Stadt 2:2

Setzten Achtungszeichen: Riediger und J. Müller / Der FCK bestrafte Abwehrschwächen der Berliner
Nachtigall, ick hör dir trapsen - sagt der Berliner. Zwei Männer machten in Berlin auf sich aufmerksam, zwei Auswahlspieler, die zuletzt gegen Schottland nicht nominiert waren und deren Ehrgeiz so zusätzlich angestachelt wurde. Hans-Jürgen Riediger mit zwei Toren, diesmal in "hängender" Stürmerposition, in der Pendlerrolle zwischen Mittelfeld und Angriff, und ein immer wieder im Mittelfeld kraftvoll antretender, viel auf eigene Faust riskierender Joachim Müller wurden nicht nur von ihren Trainern ob ihres Leistungsanstiegs gelobt. Die Kontrahenten vor allem zollten Anerkennung. FCK-Trainer Dieter Erler: "Sehr dynamisch Riediger, ich habe ihn lange nicht so stark gesehen!" Und BFC-Kapitän Frank Terletzki applaudierte: "Wenn man J. Müller nicht sofort bei der Ballannahme stört, wird er Dreh- und Angelpunkt!" Der BFC wollte - wie es sein Trainer Jürgen Bogs erklärte - “den FCK unter Druck setzen."

Das Rezept mit vier Stürmern, neben Riediger, Netz von Beginn an Pelka und dazu der Oberliga-Debütant im BFC-Dreß Detlef Helms, der zuletzt mit fünf Toren bei den Jugendwettkämpfen der Freundschaft in Ungarn in den Blickpunkt rückte, ließ das deutlich werden. Riedigers frühes 1:0 versprach Sicherheit. Doch die Gäste, im ersten Auswärtstreffen beim 1. FCM mit 0:5 unter die Räder gekommen, ließen sich diesmal nicht erschüttern. "Das Spiel wirkte lange Zeit zu zerfahren", kommentierte Trainer Bogs, "es fehlten klare Aktionen." Eigendorf wie Brillat marschierten häufig nach vorn, ohne daß sie entsprechend abgesichert waren. Davon profitierten J. Müller und Bähringer, die den FCK-Angriffen immer wieder den gefährlichen Zuschnitt gaben. Erst nach der Pause änderte sich das Bild, da Lauck mit seiner Routine und Erfahrung in der Berliner Hintermannschaft für mehr Ruhe, Stabilität sorgte.

Der Aufwand des BFC nach dem Wechsel war groß; Terletzkis, Riedigers starker läuferischer Einsatz lobenswert, auch Noacks spielerische Steigerung in der Offensive, Eigendorfs Hinterhaltsschüsse. Aber mehr als das 2:2 gelang nicht. Der FCK hatte seinen Anteil an dem lebhaften, offenen Treffen. "Wir igelten uns nicht ein", bemerkte Kapitän Frank Sorge, "fanden zu einer ordentlichen kollektiven Leistung zusammen." Die Gäste entwickelten schon aus der engeren Abwehr heraus den Mut zu schnellen Spielzügen. Weder Uhlig (sein Tor ist beredtes Zeugnis) noch Heydel, Eitemüller ließen sich durch ihre Kontrahenten Netz, Pelka, Terletzki in der Deckung binden. Stets folgte bei ihnen dem ersten Schritt der zweite, der Abwehrtat das konstruktive Bemühen. "Bis auf Bähringer rückten unsere Stürmer oftmals zu spät in die Spitze auf”, schränkte FCK-Trainer Manfred Kupferschmied ein.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Lauck, Brillat; Terletzki, Eigendorf, Riediger; Pelka, Helms (56. Labes), Netz
FC Karl-Marx-Stadt:
Krahnke; Sorge; Uhlig, P. Müller, Heydel; Göcke, J. Müller, Eitemüller; Bähringer, A. Müller, Rauschenbach

1:0 Netz               ( 8.)
1:1 Bähringer          (42.)
1:2 Uhlig              (44.)
2:2 Riediger           (53.)

Schiedsrichter:        Henning (Rostock)
Zuschauer:             10.500

Wolf Hempel, Deutsches Sportecho, 10.09.1977