04. Spieltag 1977/78: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 1:2

Den Zug noch erwischt
Der Schienenersatzverkehr zwischen Weimar und Erfurt hatte beim BFC einiges im Anreiseplan durcheinandergebracht. Und auch die erste Halbzeit lief dann nicht nach Plan. "Erfurt spielte wie erwartet etwas defensiv. Wir wirkten viel zu inaktiv, um dieser Taktik begegnen zu können", kritisierte Trainer Jürgen Bogs folgerichtig. Immerhin nahmen sich die Berliner seine Worte zur Halbzeit zu Herzen. Die Hauptstädter errangen nicht nur eine optische Überlegenheit, sie agierten jetzt auch gefährlicher, dank der ständig nachstoßenden Noack und Eigendorf, was man überraschend bei Terletzki und Lauck diesmal vermißte, durch die Geschicklichkeit von Netz, aber auch durch die Energie Riedigers.

"Unverständlich, daß wir nach dem Tor zurückschalteten. Ein Fehler schon in den letzten Partien", sagte Trainer Martin Skaba. Die Konter wurden spärlicher, ungenauer, besaßen nicht mehr die richtige Dynamik. Doch ein FC Rot-Weiß, der momentan wohl nicht über seinen (Besetzungs-)Schatten springen kann, wußte nur für Minuten mit diesem Geschenk der Gäste etwas anzufangen. Molatas Auswechslung verminderte nämlich zusätzlich den ohnehin schon spärlichen Angriffsdruck. Zudem blieben Übersicht und Ideen in der spielgestaltenden Zone nur Mangelware, weil Krebs zu leger operierte, Iffarth sich bei der Bewachung von Terletzki aufrieb, Fritz und Goldbach zwar ständig unterwegs waren, aber eben nicht spielgestalterisch in Erscheinung traten.

So lastete vieles auf der Abwehr, in der besonders Oevermann mit Glanztaten gegen Terletzki (8.) und Labes (14.) auf sich aufmerksam machte. "Unnötige Tore kassierten wir", sagte Trainer Gerhard Bäßler. Damit meinte er allerdings nicht Oevermann, der gegen beide Prachtschüsse kaum eine Abwehrmöglichkeit besaß, sondern die engere Abwehr, die nicht konsequent genug deckte, sowohl Netz als auch Eigendorf völlig frei zum Schuß kommen ließ. Eigendorfs Treffer fiel eigentlich, als sich schon alles auf ein Remis einpegelte, "weil wir zu viele Möglichkeiten vergeben hatten" (Bogs). Daß der BFC nicht klarer zum Erfolg kam, lag in seiner teilweisen Zaghaftigkeit begründet, die er eben nur vor der Führung und nach dem Ausgleich abstreifte. Und am Ende mußte er froh sein, daß Eigendorf mit seinem Schuß dafür sorgte, daß die Berliner noch den richtigen Zug erwischten. "Im richtigen Moment", frohlockte der Torschütze.

FC Rot-Weiß Erfurt:
Oevermann; Egel; Birke, Reske, Teich; Iffarth, Fritz, Krebs, Goldbach; Molata (54. Heun), Schröder
BFC Dynamo:
Creydt; Trieloff; Noack, Brillat; Lauck, Eigendorf, Jüngling, Terletzki; Riediger, Labes (74. Pelka), Netz

0:1 Netz               (87.)
1:1 Engel              (70.)
1:2 Eigendorf          (83.)

Schiedsrichter:        Di Carlo (Burgstädt)
Zuschauer:             8.000

Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 06.09.1977