03. Spieltag 1977/78: BFC Dynamo - 1. FC Union Berlin 1:0

BFC kehrte den Spieß um / Terletzki-Freistoß 1:0 / 45.000 Zuschauer beim Berliner Ortsderby / Union hielt bis zur 87. min das 0:0
Auch das diesjährige Ortsderby BFC-Union hatte seine Anziehungskraft nicht verfehlt: 45.000 Zuschauer - 20.000 Karten waren schon im Vorverkauf abgesetzt worden - säumten die Ränge am Freitagnachmittag im Stadion der Weltjugend, als Schiedsrichter Scheurell die Partie anpfiff. War es dabei ein böses Omen für die Dynamo-Elf, daß schon das Nachwuchs-Treffen mit 1:0 für Union ausging, mit dem gleichen Ergebnis also, mit dem der damalige Favorit im vergangenen Spieljahr zweimal unterlag? Doch der ganz in Weiß antretende BFC zeigte keinerlei Nervosität.

Er bot zunächst die geschlossenere Mannschaftsleistung. Der Wiedereinsatz von Lauck wirkte sich vorteilhaft aus, und besonders Terletzki und Netz sorgten für Druck in den Angriffsaktionen. Zweimal rettete jedoch Matthies bei Schüssen der beiden BFC-Aktiven, ein Zuspiel von Netz zog Lauck knapp am Uniontor vorbei. Die größte Chance bot sich dem BFC in der 35. Minute, als Terletzki nach einer Kombination von Lauck über Netz frei zum Schuß kam. Doch erneut konnte der ausgezeichnete Matthies den Ball über die Latte zur Ecke lenken. Erst in den Schlußminuten gelang es Union, sich aus der Umklammerung zu befreien und seinerseits gefährliche Angriffe zu starten.

Die größte Chance, selbst in Führung zu gehen, hatten die Wuhlheider kurz vor der Pause, doch nun konnte sich Creydt auf der Gegenseite auszeichnen und einen Rückzieher von Paschek zur Ecke lenken, wenig später köpfte Wroblewski eine Flanke von Werder knapp über die Latte. Doch 10:3 Ecken zugunsten des BFC, bei dem Riediger diesmal mehr aus dem Mittelfeld operierte und Trieloff die Stopperposition einnahm, verwiesen darauf, wo die Vorteile in dieser ersten Halbzeit lagen. Wer erwartet hatte, daß die Partie in den zweiten 45 Minuten mehr Farbe bekommen würde, sah sich zunächst enttäuscht. Überraschend vermochte es der BFC nicht, das Tempo noch zu verschärfen.

Terletzki unterliefen eine ganze Reihe von Fehlpässen, die den Angriffsfluß hemmten und auch Lauck hatte nach überstandener Verletzungspause noch nicht wieder seine Bestform erreicht. Unbefriedigend war es aber auch, was Eigendorf und Riediger an Weitschüssen fabrizierten. So konnte Union bis zur 87. Minute das 0:0-Unentschieden verteidigen. Erst ein Freistoß von Terletzki mit unheimlicher Wucht unter die Querlatte klärte vor dem Schlußpfiff noch die Fronten. "Ich muß meiner Mannschaft ein Lob dafür spenden, daß sie sich gegenüber den ersten beiden Spielen steigern konnte", erklärte BFC-Trainer Jürgen Bogs nach dem Abpfiff.

"Lauck hielt doch weitaus besser die Deckung zusammen, und Trieloff versah seine Aufgabe als Stopper recht gut. Allerdings mußte unser 1:0 früher fallen. Beim Ausnutzen der Chancen fehlte es uns noch an der notwendigen Abgeklärtheit." "Es galt für meine Mainschaft in diesem Treffen, ihren zuletzt gezeigten Leistungsanstieg nachzuweisen", meinte Uniontrainer Heinz Werner. "Ich denke, daß sie trotz des 0:1 dies über weite Strecken beweisen konnte. Denn auch wir hatten besonders gegen Ende der ersten Halbzeit unsere Chancen. Leider mußte ich Hendel wegen Verdachts auf Gehirnerschütterung auswechseln. Natürlich war es für uns sehr bedauerlich, daß wir noch vor dem Abpfiff diesen Gegentreffer hinnehmen mußten."

BFC Dynamo:
Creydt; Noack; Trieloff, Brillat, Eigendorf; Terletzki, Lauck, Riediger; Labes, Pelka, Netz
1. FC Union Berlin:
Matthies; Möckel; R. Rohde, Weber, Vogel; Werder, Papies, Hendel (57. Heine), Wroblewski (77. Netz), Paschek, Sigusch

1:0 Terletzki          (87.)

Schiedsrichter:        Scheurell (Wusterhausen)
Zuschauer:             45.000

Werner Fischer, Berliner Zeitung, 27.08.1977