02. Spieltag 1977/78: 1. FC Lok Leipzig - BFC Dynamo 4:1

Lok bestach im Mittelfeld
Vorab - es war ein sehenswertes Spiel: "70 Minuten lang lief es bei uns ausgezeichnet", lobte Lok-Klubvorsitzender Peter Gießner. "Eine halbe Stunde zumindest waren die Berliner ein hartnäckiger Widerpart." Woran lag es, daß der BFC trotz einer bemerkenswerten guten Auftaktphase am Ende klar geschlagen das Feld verließ? Noch immer ist ein ausgewogenes Verhältnis von Angriff und Deckung mitentscheidend für den Erfolg. Und gerade daran ließen es die Gäste fehlen. Das sah alles sehr gut aus, was da von Terletzki und Trieloff in der Offensive geboten wurde: schnelle, steile Angriffe über die Flügel; geschicktes Nachrücken aus den hinteren Reihen; viel Laufarbeit, um dem Mitspieler das Abspiel, zu erleichtern.

Aber eben nur 30 Minuten lang. Dann fühlten sich die Spielmacher der Berliner offenbar zu sicher und ließen ihre unmittelbaren Gegenspieler endgültig "von der Leine". Eichhorn (Glückwunsch zum 20. Geburtstag!), Altmann und Moldt konnten nun praktisch machen, was sie wollten. Kein Wunder, daß die engere Abwehr der Berliner bald nicht mehr wußte, welches Loch sie zuerst stopfen sollte. Erschwerend fiel dabei ins Gewicht, daß die BFC-Deckung ausschließlich "preß"deckte. Bei technisch so versierten Spielern, wie sie in der Mittelfeldreihe der Leipziger standen, waren verlorene Duelle aber von vornherein einzukalkulieren.

Bei den Gästen war man sich jedoch nicht schlüssig, wer in einem solchen Fall den Ballführenden anzugreifen hatte. Creydt bekam alle Hände voll zu tun: Bei Altmanns abgefälschtem Schuß bekam er noch ein Bein an das Leder (8.); das Glück stand auf seiner Seite, als erneut Altmann (20.) nur den Innenpfosten traf; gegen die musterhaft von Moldt vorbereiteten ersten Treffer - beide mit dem Kopf erzielt, war auch er machtlos. Die unentwegten Bemühungen des BFC (Eigendorf, Netz, Brillat) um den Anschlußtreffer wurden schließlich belohnt, als Terletzki nach einem Foul an Labes den fälligen Freistoß raffiniert in das Angel hob. "Ich sah nach dem Täuschungsmanöver der Berliner den Ball zu spät", schilderte Torhüter Friese die Situation. Mehr aber ließ der glänzend disponierte 1. FC Lok an diesem Tage nicht zu. Mit Fritsche und Liebers kam sogar später noch einmal neuer Schwung und der energische, fintenreiche Kühn zu seinem zweiten Treffer.

1. FC Lok Leipzig:
Friese; Hammer; Sekora, Gröbner, Roth; Moldt (70. Fritsche), Eichhorn (75. Liebers), Altmann; Löwe, Frenzel, Kühn
BFC Dynamo:
Creydt; Jonelat; Noack, Brillat, Eigendorf; Terletzki, Trieloff, Jüngling (ab 70. Pelka); Riediger, Labes, Netz

1:0 Kühn               (30.)
2:0 Eichhorn           (36.)
3:0 Löwe               (40.)
3:1 Terletzki          (60.)
4:1 Kühn               (79.)

Schiedsrichter:        Streicher (Crimmitschau)
Zuschauer:             15.000

Rainer Nachtigall, Neue Fußballwoche, 20.08.1977