01. Spieltag 1977/78: BFC Dynamo - HFC Chemie 2:2

Noch in der Kabine schüttelte Hans-Gustav Creydt den Kopf: "So eine harmlose Situation und daraus entsteht der Ausgleich!" Der BFC-Schlußmann mußte tatenlos zusehen, als Eigendorf und Jonelat die Szene mit ihrer mangelnden Konsequenz so komplizierten, daß schließlich der überragende Hallenser Vogel die Gunst der Stunde erkannte, den Ball zu Peter spielte, der das Leder zum 2:2 ins Tor stieß. Viel fehlte nicht und der HFC wäre zu einem Auswärtserfolg gekommen, nachdem er in der Saison 1976/77 nicht einmal auf fremdem Boden gewinnen konnte. Creydt lenkte 60 Sekunden vor dem Abpfiff den plazierten Kopfball von Enke zur Ecke. Auf der Gegenseite hätte Brade bei einem Freistoß von Terletzki kurz zuvor eine ähnliche Glanztat vollbracht. Beim 1:1 ließ sich die Berliner Abwehr ebenfalls förmlich aus den Angeln heben.

Das weite Doppelpaßspiel zwischen Schmidt und Vogel setzte die schlecht gestaffelte Deckung schachmatt. "Taktische Schnitzer machten unsere Vorteile, die wir phasenweise zweifellos hatten, wieder zunichte", stellte Dynamo-Trainer Jürgen Bogs fest. "Laucks Fehlen war diesmal doch sehr zu spüren, weil die jungen Leute im Übereifer die Übersicht verlieren." Dafür war Trieloff ein Beispiel. Er ergänzte sich zeitweise mit dem unermüdlichen Terletzki, der zusammen mit Creydt und Netz zu den Aktivposten beim Gastgeber zählte, recht gut, doch vermochte er seine Linie nicht durchzuhalten, schien manchmal geradezu den grünen Rasen mit einer Marathonstrecke zu verwechseln, wie auch Jüngling und Riediger.

Ein Dauerläufer-Pensum zeichnet nicht unbedingt den guten Fußballer aus. Das Spiel des HFC wirkte rationeller. Schmidt war bei weitem nicht so häufig am Ball wie viele seiner Widersacher, was er jedoch tat, hatte Hand und Fuß. Er harmonierte besonders mit Vogel, der sich in den Duellen mit Eigendorf meist von seinem Kontrahenten lösen konnte, wobei dem Dynamo-Verteidiger allerdings bescheinigt werden muß, daß er mit seinen Vorstößen den BFC-Aktionen einige Impulse verlieh. Fast hätte er vor der Pause die maßgerechte Vorarbeit zum 2:1 geleistet, doch landete der abschließende Kopfball von Noack an der Latte.

BFC Dynamo:
Creydt; Jonelat; Noack, Brillat, Eigendorf; Trieloff, Terletzki, Jüngling; Riediger, Labes (72. Pelka), Netz
HFC Chemie:
Brade; Fülle; Goldstein, Wawrzyniak, Strozniak; Schmidt, Meinert, Robitzsch; Vogel, Peter (87. Nowotny), Krostitz

1:0 Netz               ( 3.)
1:1 Vogel              (28.)
2:1 Netz               (65.)
2:2 Peter              (79.)

Schiedsrichter:        Stenzel (Senftenberg)
Zuschauer:             11.000

Hans-Günter Burghase, Neue Fußballwoche, 13.08.1977