24. Spieltag 1976/77: FC Vorwärts Frankfurt (Oder) - BFC Dynamo 1:2

Nachzügler nicht beachtet
Vielleicht war dem Gestalter des FCV-Programms nur ein kleiner Lapsus unterlaufen, als er unter 17 möglichen BFC-Akteuren Brillat nicht aufgeführt hatte. Harry Nippert ließ ihn nachtragen, ins Gespräch brachte der Berliner sich schon selber, denn mit der Vorbereitung des ersten und der Vollendung des zweiten Treffers versetzte er dem FC Vorwärts einen gewaltigen Stoß in Richtung Abstieg. "Am besten spielten wir zwischen den beiden Torerfolgen", meinte Kapitän Frank Terletzki. Er und Lauck, unterstützt wie gesagt durch Brillat und den spielverständigen Rohde, spielten in jener Phase ihre technische Sicherheit, ihren Ideenreichtum, aber auch ihre Kampfkraft aus.

"Lauck und Terletzki leisteten Vorbildliches", schätzte auch BFC-Trainer Nippert ein. Sie trugen wahrlich die Hauptlast des Spieles, zumal den Berliner Sturmspitzen zu wenig gelang, sie von Schuth und Andreßen allzubald abgemeldet wurden. Und so mußten die Mittelfeldakteure immer wieder in die Spitze vorstoßen, für Gefahr sorgen, ohne dabei allerdings ihre Deckungsarbeit zu vernachlässigen. "Durch ständiges Freilaufen gab es viele Abspielmöglichkeiten", sah es Reinhard Lauck, der in der 83. Minute die große Chance zum 3:1 vergab, "aber als wir zu sehr absichern wollten, kam der FCV stark auf, brachte uns in Schwierigkeiten.

Ja, in Schwierigkeiten geriet der Berliner Gast in den ersten und letzten zwanzig Minuten, als die Armeemannschaft zielstrebig operierte (Hause, Wruck), alles auf eine Karte setzte. "Doch was nutzt das alles, wenn wir kein Tor schießen können", klagte Werner Wolf. Und es war wohl symptomatisch, daß ein Abwehrspieler es den Angreifern vormachte, wie auch ein erstklassiger Creydt zu überwinden war. Dieses Tor zu erzielen war wohl schwieriger als die Bälle aus freier Schußposition vor dem Schlußmann des BFC nicht im Netz unterzubringen. Doch Enzmann, Conrad und Otto schafften das innerhalb von 60 Sekunden, in einer Phase, da das Spiel umzukippen drohte, der BFC seiner Mittel nicht mehr sicher war (Noack, Wroblewski, Jüngling).

"Ein Tor erzielen, und dann wäre gar ein Sieg möglich gewesen”, sagte Regisseur Segger, der diesmal allerdings einige Sorgen mit dem laufstarken Brillat bekam. Doch dieses Tor fiel eben nicht, weil es an Nerven, technischem Können und Selbstvertrauen mangelte, die guten Leistungen im Mittelfeld in der torgefährlichen Zone keine Fortsetzung fanden. Die Berliner konnten zufrieden die Punkte einstecken. Vornehmlich im mittleren Drittel der Begegnung hatten sie beide Zähler verdient, "die uns noch Medaillenchancen lassen”, sagte Harry Nippert. Mit Brillat hatte er den richtigen Aktiven nachtragen lassen, der bei beiden Toren die Unaufmerksamkeiten der FCV-Akteure zu nutzen wußte. Man muß eben auf jeden aufpassen.

FC Vorwärts Frankfurt (Oder):
Kreutzer; Hause; Schuth, Andreßen; Geyer, Wruck, Probst, Segger; Otto, Nachtigall (67. Conrad), Enzmann
BFC Dynamo:
Creydt; P. Rohde; Noack, Eigendorf, Wroblewski; Lauck, Jüngling, Terletzki, Brillat; Riediger, Sträßer

1:0 Hause              ( 9.)
1:1 Riediger           (31.)
1:2 Brillat            (57.)

Schiedsrichter:        Roßner (Pößneck)
Zuschauer:             6.000

Jürgen Nöldner, Deutsches Sportecho, 09.05.1977