19. Spieltag 1976/77: BSG Wismut Aue - BFC Dynamo 1:0

Von Wismuts Elan zu sehr beeindruckt
Wer mit der Vorstellung ins Lößnitztal reist, sich hier allein auf spielerische Vorzüge berufen zu können, tritt die Heimreise unweigerlich mit wenig angenehmen Erinnerungen an! Der BFC Dynamo schien diese Binsenwahrheit zu ignorieren. Er wird nach dem fehlgeschlagenen Versuch, sich gegen einen mit gewohnter Bravour auftrumpfenden Gastgeber ohne die erfolgverheißende Synthese von Spiel und Kampf behaupten zu wollen, um diese wichtige Erkenntnis reicher geworden sein.  Trainer Martin Skaba bemerkte zu Recht: "Sicherlich, Wismut führte eine Deckungshärte ins Feld, die hin und wieder die Grenzen des Erlaubten streifte. Doch darf sich eine Mannschaft der Spitze dadurch so schnell aus dem Rhythmus bringen lassen?"

Frage und Antwort stehen im Raum... Pardon kannte der Gastgeber in der Zweikampfführung vom ersten Augenblick an nicht. Doch wen wunderte es, daß er sich zunächst vor allem darauf orientierte, um - so Trainer Bringfried Müller - "den gefürchteten BFC-Kontern aus dem Wege zu gehen." Gewiß, manches dabei war nicht gerade anschauenswert, was zum Beispiel die zwischen Schaller und Terletzki mit überspitzter Hektik geführten Duelle anbetrifft, doch Aues Konzept ging auf: Mit körperbetonten Attacken verschafften sich Henkelmann, Schmiedel, Pekarek gegen die BFC-Spitzen Luft und Respekt. Bis auf den unermüdlich weit aus der eigenen Hälfte nach vorn stoßenden Labes war ihre Wirkung mit fortschreitender Zeit bedeutungslos. Nun würde man Wismut allerdings mit der Bemerkung, sich ausschließlich der kämpferischen Note bedient zu haben, bitter unrecht tun. Denn:

Der Schritt hin zur taktisch klug ausgewogenen, letztlich auch überzeugenden Mannschaftsleistung vollzog sich spürbar. Mit der Schärfe eines Pfeils stieß Escher unaufhörlich in die gegnerische Abwehr und überforderte einen so antrittsstarken, beweglichen Mann wie Noack mehrfach. Lösten sich J. Körner, von Riediger in keiner Weise im Aktionsradius einzuengen, Erler und später auch Schauer wuchtig aus dem Mittelfeld, dann häuften sich die torgefährlichen Momente im BFC-Strafraum. Die Entscheidung bahnte sich folgerichtig an. "Eschers weiten Flankenball von links berührte Schwerdtner, hart durch Teubner bedrängt, nicht. Bei der Ablage ins leere Tor konnte ich eigentlich keinen Fehler begehen." So der gefeierte Schütze Holger Erler. Aber der BFC hatte keinen Grund, diese mißlungene Abwehraktion seines Schlußmannes in den Mittelpunkt der Kritik zu rücken. Als Wismut im Schlußspurt vier-, fünfmal über Escher und Thomas mit sehenswerter Frische (und sie zeichnete die gesamte Elf aus!) konterte, da mußte sich Schwerdtner hinreichend bewähren.

BSG Wismut Aue:
Ebert; Espig; Pekarek, Schmiedel, Henkelmann; J. Körner, Schaller, Erler; Teubner (89. W. Körner), Schüßler (67. Thomas), Escher
BFC Dynamo:
Schwerdtner; P. Rohde; Noack, Lauck, Wroblewski; Brillat, Terletzki, Riediger; Netz, Labes, Sträßer

1:0 Erler              (71.)

Schiedsrichter:        Stenzel (Senftenberg)
Zuschauer:             8.000

Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 21.03.1977