18. Spieltag 1976/77: BFC Dynamo - BSG Stahl Riesa 2:0

Zu früh Halali geblasen
Nach den Erfahrungen von Leipzig verzichtete der BFC auf den Schönheitspreis. Er machte sich das Motto des vor 200 Jahren geborenen Freiheitsdichters Friedrich de la Motte Fouqués zu eigen, begab sich ohne Schnörkel und mit tollem Tempo "Frisch auf, zum fröhlichen Jagen". Da konnten die Riesaer, die nach den Vorstellungen ihres freilich illusionslosen Trainers Günter Guttmann "aus der sicheren Abwehr, aber ohne defensiv zu sein, schnell kontern" wollten, ebenfalls nach Fouqués am Ende der ersten Halbzeit nur zitieren: "Wenn alles eben käme, wie du gewollt es hast." Nach 45, nach 60 Minuten sah es für die oft nur die Hacken ihrer Kontrahenten sehenden Gäste böse aus. Die Torjagd des BFC schien sich auszuweiten.

"Das ist das richtige, zweckmäßige Tempospiel, ganz auf Erfolg abgestellt", meinte dazu Manfred Michael, einer aus der ganz alten Dynamo-Generation. So wacker sich die Riesaer Abwehr einsetzte, so trefflich Köpnick reagierte, so emsig Schröder, aber auch nur er, zu den vorgesehenen Kontern ansetzte, gegen dieses BFC-Tempo war kein Kraut gewachsen. Immer wieder trieb Terletzki den Berliner Angriff an, von seinem noch unerfahrenen Gegenspieler Wolf kaum gebunden. Auf der anderen Seite feierte Jahn gegen den zunächst recht aktiven Schremmer einen relativ guten Einstand, auch wenn er natürlich Lauck nicht ersetzen konnte. Der quicklebendige Labes wechselte variabel mit Riediger die Position. "Diese Rolle liegt mir", freute sich Wirbelwind Labes zur Pause. Später freilich übertrieb er das Dribbling.

Doch schon nach einer Stunde, nach dem Geschmack der torhungrigen 14.000 natürlich viel zu früh, blies der BFC Halali. Zwei Blattschüsse genügten ihm anscheinend. "Das war nicht geplant”, meinte dazu BFC-Trainer Harry Nippert, "im Gegenteil, gerade in der letzten halben Stunde wollten wir den teilweise sehr gut bei der Ballannahme störenden Gast durch eine Temposteigerung besonders fordern. Es kam umgekehrt, weil einige Aktive im Gefühl der sicheren Überlegenheit zu eigensinnig wurden." Ja, der BFC-Sieg hätte dem Verlauf und den Chancen nach höher ausfallen müssen. Aber andererseits mußte Schwerdtner gegen den plötzlich erwachenden Juretzko nach Berger-Paß weit draußen Kopf und Kragen riskieren (80.). Die müden Jäger begnügten sich mit zwei Trophäen.

BFC Dynamo:
Schwerdtner; P. Rohde; Noack, Brillat, Wroblewski; Labes, Terletzki, Jahn; Netz, Riediger (77. Krüger), Sträßer
BSG Stahl Riesa:
Köpnick; Hauptmann; Blaseck, Schlutt, Härtel; Schremmer, Juretzko, Wolf (54. Berger); Schröder, Lippmann (73. Meinert), Schuster

1:0 Riediger           (23.)
2:0 Terletzki          (39.)

Schiedsrichter:        Stumpf (Jena)
Zuschauer:             14.000

Günter Bonse, Deutsches Sportecho, 14.03.1977