16. Spieltag 1976/77: BFC Dynamo - FC Hansa Rostock 6:0

Hat-Trick in vier Minuten: Netz
Hansa-Torsteher Dieter Schneider hatte nach all dem den Humor nicht verloren: "Wir nähern uns Ostern, da bekomme ich wieder meine Geschenke. Vor Weihnachten war´s mit den Gegentoren auch so bei uns..." Sechsmal hinter sich greifen zu müssen und kaum etwas dagegen tun zu können, das ist schon bitter für einen Mann zwischen den Pfosten. "Da war ja niemand mehr gedeckt." In der Tat, als Netz zu seinem Hat-Trick ansetzte, geriet die bis dahin recht undurchdringlich wirkende Abwehr der Gäste aus allen Fugen. "Sie kamen ja unaufhörlich mit Rohde, Wroblewski, da hatte man immer zwei, drei Mann gegen sich", schilderte der angeschlagene Michael Mischinger (auch Spandolf verletzt, ebenso wie Lauck Platzwunde am Kopf) den Ansturm des sich zu ansehenswertem Fußball steigernden BFC.

Durch die enorme Laufarbeit von Netz, Labes, Sträßer und durch die nach der Pause immer besser das Spiel gestaltenden Terletzki und Lauck zu höchster Konzentration gezwungen, war ein rapider Leistungsabfall bei den Rostockern zu erwarten, würde sich auch nur der geringste Fehler einschleichen. Bloch gegen Netz lieferte sie dann gleich in Serie. Eiskalt schlugen die Berliner zu, aus Erfurt mit sichtlichem Selbstvertrauen zurückgekehrt. Wroblewskis Vorstöße sind dem ebenso zuzuordnen wie die hoffnungsvolle Partie des noch nicht 19jährigen Sträßer gegen Kische. Ihr Mut wurde mit Toren belohnt. Strahlend Wolf-Rüdiger Netz: "Mein erster Hat-Trick in der Oberliga. Ein bißchen Glück gehört natürlich dazu."

Immerhin: Dreimal unter dem Namen Netz ins Netz zu treffen, innerhalb von 240 Sekunden, das findet sich in der Fußballstatistik ganz selten! Möglicherweise hätte den Hanseaten in der ersten Viertelstunde, als sich Märzke und Kehl aussichtsreich vor dem Schwerdtner-Tor versuchten, ein Treffer das Rückgrat gestärkt. Was sie zunächst im Hinblick auf Konter taten, war "für eine Auswärtspartie mutig", wie es BFC-Trainer Harry Nippert sah. Jedoch blieb man alles in allem zu drucklos. Beide Angriffsspitzen verwickelten sich mehr und mehr in aussichtslose Duelle mit der von Rohde gut organisierten Abwehr.

BFC Dynamo:
Schwerdtner; P. Rohde; Noack, Brillat, Wroblewski; Lauck, Jüngling, Terletzki; Netz, Labes, Sträßer
FC Hansa Rostock:
Schneider; Sykora; Bloch, Seering, Kische; Märzke, Mischinger, Spandolf (53. Wanke), Feige; Jarohs, Kehl

1:0 Terletzki        (41., Foulstrafstoß)
2:0 Netz             (63.)
3:0 Netz             (64.)
4:0 Netz             (66.)
5:0 Sträßer          (70.)
6:0 Wroblewski       (87.)

Schiedsrichter:        Bude (Halle)
Zuschauer:             9.500

Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 26.02.1977