04. Spieltag 1976/77: BFC Dynamo - 1. FC Lok Leipzig 2:1

Wenn zwei das gleiche tun
Wenn zwei das gleiche tun wollen, ist es noch lange nicht dasselbe. Eine Binsenweisheit, die in der temposcharfen und gutklassigen Flutlichtbegegnung zwischen dem BFC Dynamo und dem 1. FC Lok Leipzig einmal mehr bestätigt wurde. Beide Mannschaften sind bekannt dafür, daß sie bevorzugt den Erfolg aus der Konterstellung suchen, und so war man gespannt, wer wem eine taktische Zwangsjacke verpassen würde. Die Antwort gab der BFC innerhalb von zwei Minuten mit einem Blitzstart. "Danach war die Begegnung dem BFC praktisch auf den Leib geschnitten", urteilte Lok-Trainer Manfred Pfeifer hinterher. Die Berliner wußten mit dieser Selbstvertrauen verbreitenden Führung eine Menge anzufangen.

Über die Schaltstationen Lauck und Schütze zogen sie ein flügelbetontes Angriffsspiel auf, wohl wissend, daß Roth - er spielte nach längerer Pause wieder einmal auf dieser Position - und der junge Treske das prominente Außenverteidigergespann der Leipziger (Fritsche, Sekora) nicht ohne weiteres vollwertig vertreten würden. "Der BFC hat uns mit seinen Toren praktisch kalt erwischt", schätzte Henning Frenzel ein. "Wir waren einfach zu unaufmerksam." Bemerkenswert beim BFC, daß sich mit Ausnahme von Jonelat praktisch alle anderen Feldspieler um die Offensive verdient machten. Wroblewski, der Löwe stets unter Kontrolle hatte, Noack, der wendige, bissige Rechtsverteidiger, ebenso wie der dynamische Eigendorf, der immer wieder am linken Flügel auf und davon zog, Moldt kaum Gelegenheit lassend, seinen eigenen Angriff zu unterstützen.

Da bei den schnellen Attacken der Berliner zumeist zwei, drei Spieler den Ballführenden begleiteten, bot sich eine Fülle von Abspielmöglichkeiten, die von der Lok-Abwehr nur schwer zu unterbinden waren. Der BFC mit der Vorpausenleistung des Freitagabends - er könnte sogar Schachtjor Donezk im Rückspiel des UEFA-Pokals noch in Schwierigkeiten bringen. Lok, das muß man gerechterweise feststellen, bot spielerisch eine durchaus passable Partie, "brauchte aber viel zu viele Stationen im Mittelfeld, um den gegnerischen Strafraum zu erreichen", wie Cheftrainer Horst Scherbaum feststellte. Die festgefügte Abwehr des BFC um den fangsicheren Schwerdtner - sein einziger Fehler wurde prompt bestraft, war so nur selten auszuspielen, wackelte erst im Schlußspurt der Leipziger etwas, als Kühn, Vorstopper Gröbner und Bornschein mit Macht das Blatt noch wenden wollten. Ein Unterfangen, daß nicht mehr ganz gelang. Der Gastgeber war dafür an diesem Abend einfach zu stark.

BFC Dynamo:
Schwerdtner; Jonelat; Noack, Wroblewski; Terletzki, Lauck, Eigendorf, Brillat; Jüngling, Schütze (76. Labes), Netz
1. FC Lok Leipzig:
Friese; Hammer; Roth, Gröbner, Treske; Moldt, Frenzel (64. Schubert), Bornschein, Lisiewicz; Löwe, Kühn

1:0 Jüngling           ( 6.)
2:0 Netz               ( 8.)
2:1 Bornschein         (82.)

Schiedsrichter:        Bude (Halle)
Zuschauer              14.000

Rainer Nachtigall, Deutsches Sportecho, 27.09.1976