16. Spieltag 1973/74: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 0:1

Kürzester Weg nicht immer der beste
Den Erfurter Rot-Weißen stand der Arger im Gesicht. Sie hatten sich nach dem hoffnungsvollen Wiederbeginn der Punktspiele für ihre Heimvorstellung so viel vorgenommen und bereiteten sich wie den 8.000 eine arge Enttäuschung mehr. Trotz unsagbarer Einsatzbereitschaft vermochten sie nicht zu verhindern, daß der BFC beide Punkte entführte und zu seinem zweiten Auswärtssieg im zweiten Auswärtsspiel der noch jungen Halbserie kam. Die Berliner scheinen so etwas wie ein Angstgegner für die Blumenstädter zu werden. Sie gewannen nunmehr das vierte Punkteduell hintereinander, und sie setzten ja auch im Pokal das Stoppzeichen für die Erfurter. "Am Willen und Wollen lag es nicht, sondern am Können", bekannte Rot-Weiß-Trainer Gerhard Bäßler unumwunden. Tatsächlich dominierte der BFC individuell und mannschaftlich recht eindeutig. Die Gäste operierten aus einer sicheren, eng deckenden Abwehr.

"Jawohl, auch unsere Stürmer hatten diesbezüglich ihre Aufgaben, und sie lösten sie überzeugend", bestätigte Harry Nippert. Aber das Abwehrspiel der Gäste wurde niemals Selbstzweck, sondern war stets das Fundament für geschickte Konterangriffe von teils recht zwingender Gefährlichkeit. "Erfurt spielte optisch überlegen, aber wir erarbeiteten die klareren Tormöglichkeiten", legte Auswahlspieler Lauck den Finger auf die rot-weißen Wunden. Ja, der FC Rot-Weiß hätte sicherlich nochmals 90 Minuten spielen können, ohne jemals ans Ziel der Torwünsche zu gelangen. Zu der doch recht deutlichen individuellen Unterlegenheit (Dribbler wie Weber, Schulenberg besitzt der FC Rot-Weiß nicht) gesellten sich nicht recht verständliche taktische Mängel. "Durch die Flügelstürmer wurden wir kaum gefährdet, meist kamen hohe Flugbälle", schilderte Jochen Carow.

Die Erfurter spielten flügellahm, kamen kaum von den Außen, eine Schwäche, die schon aus der Abwehr resultierte. Dort versuchte nur Menge, flach die Linie entlangzuspielen. Selbst die auswahlerfahrenen Krebs, Schnuphase fanden den Weg nur übers Deckungszentrum, Krebs dazu noch meist mit stereotypen hohen Schlägen. Der kürzeste Weg erwies sich hier jedoch längst nicht als der beste. Da atmeten die Blitzaktionen des BFC, wenn er sich jeweils aus der Abwehr löste, wenn Fleischer, Lauck, Rohde clever das Tempo wechselten, die Angriffsschwerpunkte verlagerten, schon eher Gütemerkmale. Vornehmlich Schulenberg, vergeblich von Schnuphase zum Zweikampf gestellt, wirbelte, daß man seine Freude haben konnte. Zum Schiedsrichterkollektiv: Bader und seine Helfer waren gewiß nicht frei von Schwächen, auch wir wünschen vom Referee schnelle, klare Entscheidungen, aber den Spielausgang beeinflußten sie keineswegs.

FC Rot-Weiß Erfurt:
Benkert; Krebs; Laslop, Schnuphase, Menge; Meyer (73. Schuster), Egel, Teich; H. Weißhaupt (63. Schramm), J. Weißhaupt, Lindemann
BFC Dynamo:
Creydt; Carow; Ullrich, Trümpler, Schütze; Fleischer, Lauck, P. Rohde; Schulenberg, Johannsen, Weber

0:1 P. Rohde           (45.)

Schiedsrichter:        Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer:             8.000


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 12.02.1974