15. Spieltag 1973/74: BFC Dynamo - FC Hansa Rostock 0:2

Das stärkere Kollektiv hatten die Hanseaten
Der kleine, 1,70 m große "Ecki" Märzke, der nach überstandener Verletzung wieder den Vorzug vor Radtke erhalten hatte, witzelte zur Pause im Kabinengang. "Wir lassen die Dynamos noch etwas austoben, aber dann schlagen wir zu." Am Ende sprach sein Gesicht natürlich Bände, als er freudestrahlend und mit einem "Na bitte, hab ich's nicht vorausgesagt?", in der Kabine verschwand. In der Tat ging das Hansa-Konzept. "den BFC aus der Reserve zu locken und dann mit seinen eigenen Waffen, nämlich blitzschnell vorgetragenen Kontern, zu schlagen", so Heinz Werner, voll auf. Dabei stand den Gästen auch ein wenig das Glück des Tüchtigen zur Seite, als der drangvollste Berliner, der lange, dribbelstarke Weber, nur den Pfosten traf (3.), oder als Jakubowski unmittelbar vor und nach der Pause gegen Gewaltschüsse von Trümpler, Lauck und Terletzki tolle Paraden zeigte.

Aber als die Berliner dann mit aller Macht auf die Entscheidung drängten, jedoch unaufmerksam wurden und die vorher so sattelfeste Deckung lockerten, schlugen die Hanseaten kaltblütig und überraschend zu. Das Signal gab Streich, der sich eine Stunde lang ziemlich reserviert verhielt, weit von hinten heraus operierte und hier geschickt die Fäden knüpfte. Streich, der mit diesem Schachzug Trümpler ins Mittelfeld lockte, wo der Berliner sichtlich überfordert wirkte, stieß dann urplötzlich ins gegnerische Drittel und konnte von Carow nur noch mit der "Notbremse" gestoppt werden. "Den Freistoßball schob Joachim nur ein Stück nach rechts, so daß ich an der BFC-Mauer vorbei freie Schußbahn hatte", strahlte der Schütze Lothar Hahn, dessen herrlicher 22-Meter-Schuß genau im rechten oberen Dreiangel einschlug.

Und bevor sich die Gastgeber, die wieder enorm viel Kraft und Aufwand, aber auch viele Mißverständnisse und Fehlpässe in ihr Spiel investierten, so recht von diesem Schock erholt hatten, fiel durch Ramlow die endgültige Entscheidung. Wieder war Streich der Ausgangspunkt, dessen weit nach links gezogenen Eckball (am Ende 7:5 für die Gäste) der Vorstopper aus der Drehung halbhoch in die rechte Ecke schmetterte. "Ich glaube, Terletzki war es, der den Ball nicht richtig mit dem Kopf erwischte. So fiel er mir genau vor die Füße und ich schoß sofort ab", freute sich 19jährige, der ebenso wie Rahn, Kehl oder Märzke im Verlaufe des Spieles immer selbstbewußter und wirkungsvoller auftrumpfte. "Der Erfolg beruhte auf einer ausgezeichneten Kollektivleistung", urteilte Heinz Werner, während es gerade in dieser Beziehung beim BFC doch einige krasse Ausfälle gab und vor allem das Fehlen der verletzten Schulenberg und Schütze deutliche Spuren hinterließ. Zum Schiedsrichterkollektiv: Di Carlo leitete umsichtig und unterband konsequent jede Unkorrektheit. Kehl und Terletzki wurden von ihm verwarnt.

BFC Dynamo:
Creydt; Carow; Ullrich, Trümpler, Filohn; Lauck, P. Rohde (66. Fleischer), Terletzki █; Weber, Schwierske (74. Riediger), Johannsen
FC Hansa Rostock:
Jakubowski; Kaube; Kische, Ramlow, Märzke; Schühler, Rahn, Kehl
, Streich; Lenz, Hahn

0:1 Hahn               (61.)
0:2 Ramlow             (73.)

Schiedsrichter:        Di Carlo (Burgstädt)
Zuschauer:             10.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 05.02.1974