14. Spieltag 1973/74: BSG Chemie Leipzig - BFC Dynamo 0:1

Zuviel Kampf und Krampf
Die Niedergeschlagenheit stand den Chemie-Spielern noch beim gemeinsamen Essen deutlich im Gesicht geschrieben. "Ein 0:1 gegen den BFC ist an und für sich keine Schande, aber wie es zustande kam, das war mehr als enttäuschend. Von Spiel konnte keine Rede mehr sein", gestand der ehemalige Stratege Manfred Walter. "Mit Kampf allein ist eben kein Blumentopf zu gewinnen." Schneider, Müller und Rothe waren die ersten Sünder, die mit rücksichtslosen Attacken dazwischenstiegen. Die Folgen waren messerscharfe, erbittert geführte Zweikämpfe auf beiden Seiten, die viel Kampf, ja Krampf auslösten, und jegliche spielerische Ausstrahlung sofort im Keime erstickten. Den Gastgebern wurde diese Gangart zum Verhängnis, denn sie investierten auf dem schweren Boden einfach zu viel Kraft in die Bekämpfung ihres unmittelbaren Gegenspielers, die ihnen dann am Schluß, als besonnener und klüger agiert wurde, einfach fehlte. "Wir fanden niemals unseren Rhythmus, wirkten gehemmt, nervös, ohne Selbstvertrauen und operierten in der Anfangsphase mehr auf Härte als auf Angriff", klagte Cheftrainer Eberhard Dallagrazia. So fand Chemie vor allem im Mittelfeld (Schneider, Rothe, Skrowny) keine Bindung und keine Ausstrahlung nach vorn, fehlte es an einer spielgestaltenden Kraft.

Darunter litten besonders beide Außenstürmer (Schubert, Schröder), die von Schütze und Ullrich fast vollständig ausgeschaltet wurden. Nur Scherbarth versuchte unermüdlich, sich von Trümpler zu lösen, wurde aber zumeist hoch angespielt und blieb deshalb ebenfalls ohne Erfolg. Die Tatsache, daß die Messestädter nicht eine einzige klare Chance herausspielten, unterstrich ihre Hilflosigkeit im Sturm. "Unsere Abwehr operierte aufmerksam, ohne Risiko und sehr konsequent", freute sich Günter Schröter. Und daß beide Außenstürmer auch bei ihren Vorstößen einiges zuwege brachten, bestätigte das entscheidende Tor von Lauck. Neben ihm sorgten Fleischer, P. Rohde und Terletzki für das spielerische Übergewicht der Gäste, die einfach schneller, ballsicherer und cleverer operierten. Zum Schiedsrichterkollektiv: Prokop mußte Schwerstarbeit leisten, pfiff korrekt und viel. Vielleicht hätte er sich sein Amt etwas erleichtern können, wenn er schon vor der Pause für die ärgsten Hitzköpfe die gelbe Karte gezeigt hätte, die später Schneider, Schröder und Müller gezeigt bekamen.

BSG Chemie Leipzig:
Stötzner; Trojan; Pfitzner, Brümmer, Müller
; Rothe (63. Lischke), Skrowny, Schneider ; Schröder ,

Scherbarth (70. Meyer), Schubert
BFC Dynamo:
Creydt; Carow; Schütze, Trümpler, Ullrich; Lauck, Terletzki, P. Rohde; Weber, Fleischer (70. Johannsen), Schulenberg

0:1 Lauck              (31.)

Schiedsrichter:        Prokop (Erfurt)
Zuschauer:             11.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 29.01.1974