22. Spieltag 1971/72: BFC Dynamo - BSG Wismut Aue 5:1

Einklang: Spiellaune und Schußfreude
Das war der richtige Vorgeschmack auf das Mittwoch-Europacupspiel! Der BFC zeigte erneut, daß er den "Weg in eine neue Qualität" konsequent weiter beschreitet. "Wir freuen uns über den klaren Sieg, aber Dynamo Moskau wird uns natürlich erheblich mehr abverlangen", dämpfte Dynamo-Cheftrainer Hans Geitel etwas den allgemeinen Jubel über das in souveränem Stil errungene 5:1. Die Zuschauer aber konnten sich nun schon eher vorstellen, wie dieser BFC knapp drei Wochen zuvor den HFC Chemie mit 8:3 an die Wand spielte. Der Gastgeber klärte frühzeitig die Fronten. In seinen Aktionen lag "Pfeffer", da wurde nicht lange getändelt oder unproduktiv in die Breite gespielt, da zählte oftmals nur der kürzeste Weg zum Tor.

Spiellaune und Schußfreude standen in einem guten Einklang, und wo wirklich einmal ein wenig Sand ins Getriebe geriet (Netz konnte sich gegen den aufmerksamen Schmiedel nicht so recht zur Geltung bringen, Peter Rohde unterliefen trotz seines großen Aktionsradius einfach zu viele Fehlpässe), da sorgten die Mitspieler umgehend dafür, daß die Kombinationen sich wieder einpegelten. Unser einstiger 18facher Nationalspieler Bringfried Müller lobte dann auch die Lauffreudigkeit der Berliner, wodurch häufig gleich mehrere Anspielpunkte entstanden seien. "Die Zielstrebigkeit ist in den BFC-Aktionen sehr ausgeprägt, die individuellen Stärken werden klug in das Mannschaftsspiel einbezogen", meinte der Wismut-Cheftrainer. Aue war mit dem 1:5 eigentlich bei oberflächlicher Betrachtung schlecht bedient, denn "rein optisch" zeigten die Erzgebirgler eine gefällige Leistung, waren (trotz gelber Karten für Schmiedel und Schaller) ganz im Gegensatz zum FCK 14 Tage zuvor an gleicher Stelle um Fairneß bemüht.

Doch in der Spielanlage hatten sie eindeutige Nachteile. So sehr sich der umsichtige Erler - clever, wie er den Ehrentreffer markierte - einsetzte, so sehr Schaller und Schüßler immer wieder mit vorrückten, es fehlte an überraschenden Ideen, um die ohnehin sattelfeste BFC-Deckung mit dem stellungs- und schlagsicheren Libero Carow zu beeindrucken, Die Dynamo-Tore konnten sich sehen lassen. Schulenbergs 2:0 allerdings verdiente noch eine besondere Gütemarke. Auf der linken Seite zog er plötzlich im energischen Dribbling nach innen. Weikert hatte Mühe, ihm ohne Ball im gleichen Tempo zu folgen. Parallel zum Tor laufend, schoß er unerwartet aus der Drehung, und wie von der Sehne geschnellt, schlug das Leder ein.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Neumann hatte zunächst bei den Lichtverhältnissen einige Schwierigkeiten, Zweikämpfe richtig zu beurteilen. Das änderte sich jedoch schnell, und er wartete ebenso wie die Linienrichter mit klaren, allseits respektierten Entscheidungen auf.


BFC Dynamo:
Lihsa; Carow; Stumpf (80. Hall), Trümpler, Hübner; P. Rohde, Schütze, Terletzki; Johannsen, Netz, Schulenberg (63. Becker)
BSG Wismut Aue:
Ebert; Pohl; Weikert, Schmiedel
, Pekarek; Schüßler, Erler, Schaller , Einsiedel, Seinig, Escher

1:0 Terletzki          (13.)
2:0 Schulenberg        (24.)
3:0 Terletzki          (48.)
3:1 Erler              (49.)
4:1 Schulenberg        (59.)
5:1 Schütze            (64.)

Schiedsrichter:        Neumann (Forst)
Zuschauer:             7.000


Hans Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 04.04.1972