21. Spieltag 1971/72: FC Carl Zeiss Jena - BFC Dynamo 3:2

Jena trieb sich durch Kampf zum Erfolg
Um es vorweg zu nehmen: Beide Kontrahenten lieferten sich in dieser hochwichtigen Begegnung keinen berauschenden Kampf. Er lebte in erster Linie von der dramatischen Zuspitzung in der Torfolge, vom Tempobemühen und von den interessanten Zweikämpfen. Das lag zunächst daran, daß die Gastgeber, in den letzten drei Spielen durch 1:11 Tore und 1:5-Punkte nicht gerade vom Erfolg verwöhnt, in erster Linie durch "Kampf zum Erfolg und dadurch wieder zu sich selbst finden wollten", wie es Hans Meyer am Ende formulierte. Daß andererseits dem BFC das Mittwoch-Spiel gegen Atvidaberg noch in den Beinen steckte, äußerte sich in einer starken nervlichen Anfälligkeit in der Abwehr (Lihsa, Carow, Hübner) und setzte sich fort im Angriffsspiel, das diesmal nicht die sonstige Wucht hatte.

Die Frage, wie Jena die antrittsschnellen BFC-Stürmer unter Kontrolle bekommen würde, beantworteten Hoppe, Rock und Kurbjuweit mit einer hautengen Manndeckung, mit kompromißlosem, hartem Körpereinsatz. Dirigiert wurden sie von Strempel, der bedingungslos ausputzte aber vielfach die Bälle planlos wegdrosch. Offenbar sollte damit die verständlicherweise vorhandene Nervosität kaschiert werden, die vor allem nach dem Anschlußtor durch einen Terletzki-Freistoß immer augenfälliger wurde. Aber vorerst hatte man Erfolg, zumal im Angriff Vogel und P. Ducke einen tollen Startwirbel inszenierten und Irmscher und Schlutter unaufhörlich aufs Tempo drückten. Zwei Schüsse ans Gebälk von Vogel (8.), der sich in guter Verfassung präsentierte und tolle Zweikämpfe mit Stumpf ausfocht, und Goebel (22.) unterstrichen noch die Angriffsgefährlichkeit der Gastgeber in der ersten Phase.

"Aber dann hemmte Nervosität unsere Aktionen", bekannte Hans Meyer, der auf Stein (Rückenverletzung) und Weise (Angina) verzichten mußte und seit 16 Spielen erstmalig wieder Blochwitz im Tor berücksichtigte. Die Berliner nutzten diese Schwäche, wurden sicherer in ihren Aktionen und erreichten durch den Fleiß von Schulenberg und Netz auch gefährlichen Zuschnitt im Angriff. Und der kaum noch für möglich gehaltene Ausgleich gelang, als Stumpf mit einem Direktschuß ins Tor traf. "Aber damit waren unsere Kräfte wohl erschöpft", meinte Hans Geitel. "Die Mannschaft hat viel Willensbereitschaft. Mut und eine hervorragende Moral bewiesen. Mehr war kaum herauszuholen."

Zum Schiedsrichterkollektiv: Völlig richtig unterband Glöckner die unfairen Attacken energisch. Die Verwarnung für Hoppe war korrekt. Linienrichter Kirschen übersah zuerst einen Eckball für den BFC (2.) und traf danach eine falsche Einwurfentscheidung (3.), die Folgen hatte und zum ersten Tor für Jena führte.


FC Carl Zeiss Jena:
Blochwitz; Hoppe
(59. Werner), Strempel, Rock, Kurbjuweit; Goebel, Irmscher, Schlutter; Scheitler, P. Ducke, Vogel
BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf, Carow, Trümpler, Hübner; P. Rohde, Schütze, Terletzki; Johannsen (70. Labes), Netz, Schulenberg

1:0 Scheitler          ( 3.)
2:0 P. Ducke           (24.)
2:1 Terletzki          (29.)
2:2 Stumpf             (59.)
3:2 Vogel              (73.)

Schiedsrichter:        Glöckner (Markranstädt)
Zuschauer:             9.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 28.03.1972