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Der BFC Dynamo kanterte HFC nieder Die
Winter-Überraschung ereilte auch das hallesche Kurt-Wabbel-Stadion. Am Sonnabend war die Spielfläche noch vereist, so daß das Liga-Spiel des HFC II ausfallen mußte. Noch am Sonntagvormittag schien die Austragung des
Oberligatreffens gefährdet, doch dann kam die Sonne heraus, und auf weicher gewordenem Schneeuntergrund konnte doch noch gespielt werden. Und wie gespielt wurde! Bei diesen Bodenverhältnissen verdiente es alle Anerkennung, daß
beide Vertretungen mit aufopferungsvollem Laufspiel die Offensive suchten. Die Abwehrreihen hatten bei den schnellen Kombinationen im wahrsten Sinne des Wortes einen schweren Stand. So schlug es bis zur Pause dreimal ein, und
am Ende gab es eines der torreichsten Resultate unserer Oberliga! Der BFC, mit dem frischen Ruhm des jüngsten Europapokal-Auswärtssieges, war über weite Strecken klug eingestellt und brachte die Gastgeber zeitweilig völlig aus
dem Konzept.
Man spürte förmlich das Selbstvertrauen, das der 2:0-Sieg über Atvidaberg verliehen hatte. Selbst der 0:1-Rückstand durch einen schönen Schrägschuß von Klemm brachte die Berliner nicht aus dem Rhythmus.
Schnell, direkt liefen de Kombinationen über Schütze, P. Rohde, Terletzki, schalteten sich Stumpf und Hübner in das Angriffsspiel ein, wurden die gegnerischen Aktionen schon an der Mittellinie im Keim erstickt. So konnte
innerhalb von zwei Minuten der 0:1-Rückstand in ein 2:1 verwandelt werden. Das war jedoch nur der Vorgeschmack auf das, was in der zweiten Halbzeit noch kommen sollte. Der HFC ließ in keiner Phase locker. doch am Ende nutzten
ihm 15:1-Ecken gar nichts, wenn in der Verwertung der Chancen der Gast beinahe 100prozentigen Erfolg erzielt hatte.
Offen wir ein Scheunentor bot sich die Hallenser Abwehr den konternden Berlinern an. Diese
Gelegenheiten ließen sich die spurtschnellen Johannsen und Schulenberg nicht nehmen. So kam nach der Halbzeit der Tor-Registrator kaum noch mit. Wie entfesselt wirbelten, kombinierten und schossen die Berliner. Fast jede Chance
wurde genutzt, zumal sich die BFC-Spieler auf dem Schneeboden auch wesentlich standfester zeigten als die Gastgeber. Dem HFC blieb in diesen Phasen fast nur der überhastete Kampfgeist, der noch zu mehreren Gegentreffern führte.
Alles in allem ein begeisterndes, torreiches Spiel, das noch lange in der Erinnerung haften bleiben wird. In den entscheidenden Phasen der zweiten Halbzeit demonstrierte der BFC Dynamo Fußball moderner Prägung.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Es erwies sich auf der Höhe seiner Aufgabe, hatte bei der fairen Einstellung beider Vertretungen keine Schwierigkeiten.
HFC Chemie: Brade; Kersten, Bransch, Urbanczyk, Klemm; Meinert, Boelssen, Schmidt; Peter (69. Vogel), Nowotny, Langer BFC Dynamo: Lihsa; Stumpf, Carow, Trümpler, Hübner; P. Rohde, Terletzki, Schütze; Schulenberg, Netz (81. Labes), Johannsen
1:0 Klemm (18.) 1:1 Johannsen (23.) 1:2 Netz (24.)
1:3 Terletzki (51.) 1:4 Terletzki (57.) 1:5 Schulenberg (62.) 2:5 Langer (63.) 2:6 Johannsen (68.) 3:6 Nowotny (71.)
3:7 Johannsen (84.) 3:8 Schulenberg (88.)
Schiedsrichter: Glöckner (Markranstädt) Zuschauer: 8.000
Günter Bonse, Neue Fußballwoche, 14.03.1972

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