13. Spieltag 1971/72: FC Hansa Rostock - BFC Dynamo 0:0

BFC besaß die besseren Chancen
Vergeblich hoffte man im Rostocker Lager auf einen torhungrigen Sturm im neuen Jahr. Aber der FC Hansa begann 1972 so, wie er das alte Jahr beschlossen hatte: es wurde nicht nur zum dritten Male hintereinander auf eigenem Platz unentschieden gespielt, sondern das Treffen gegen den BFC Dynamo war auch bereits der sechste Kampf, in dem die Ostseestädter ohne Torerfolg blieben. Damit sind die Sorgen der Rostocker umrissen, die in den letzten acht Wochen die Tabelle mit einem Fahrstuhl nach unten durchfuhren. Cheftrainer Dr. Horst Saß klagte: "Unserem Spiel fehlte die Konstruktivität und damit die Gefährlichkeit." Durch den Ausfall des erkrankten Seehaus wurde es doppelt sichtbar. Das zwang die Gastgeber erneut zu Umbesetzungen, die sich nachteilig auswirkten. Niemand war im Mittelfeld in der Lage, die Fäden zu knüpfen. Und das Rostocker Sorgenkind, der Sturm?

Decker begann forsch, aber allzuschnell war sein Pulver verschossen. Hahn mühte sich redlich, doch nach langer Verletzungspause ist er noch weit von seiner Höchstform entfernt. Bleibt die Frage nach Streich? "Wir fürchteten den Rostocker als Sturmspitze, aber...", das war der Kurzkommentar von BFC-Cheftrainer Hans Geitel nach dem Spiel. Nicht ein einziges Mal stellte der Rostocker Dynamo-Torhüter Lihsa auf die Probe. Streich operierte in hängender Position und nicht - wie es die Konzeption vorsah - als Sturmspitze. Damit war die Rostocker Gefährlichkeit gebannt, der BFC besaß durchaus reelle Chancen, das Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden. Die Hauptstädter hatten ihre Trümpfe in der zweiten Reihe. Regisseur Schütze, aber auch der junge Rohde warteten immer wieder mit Scharfschüssen auf, denen lediglich die Präzision fehlte.

Rohdes Fernschuß (43.) strich am Gebälk vorbei, ein 20-m-Geschoß von Schulenberg knallte an den Pfosten, Schütze (66.) und Netz (73.) verfehlten knapp. So viel Chancen hatten die Platzbesitzer nicht. Ganze drei Möglichkeiten registrierte der Beobachter: Brümmer (8.) nach Zusammenspiel mit Hahn, ein Volleyschuß von Hahn, der einen Eckball von Streich direkt aufs Tor schlug (74.). In der 81. Minute schien die Entscheidung aber doch noch fallen zu wollen. Endlich kam ein Steilpaß zu Hahn, der sofort den durchlaufenden Streich bediente. Nur noch das leere Tor war vor dem Rostocker, als er den Ball über die Linie lenken wollte. Aber im Sprint erreichte Trümpler das Leder noch vor der Linie und rettete damit einen Punkt für die Gäste. "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden", kommentierte Hans Geitel. "Es war ein tempostarkes Spiel mit gutklassigem Niveau."

Zum Schiedsrichterkollektiv : Kunze war dem Treffen ein aufmerksamer Leiter, der sich mit den Linienrichtern gut ergänzte. Er hatte die Partie zu jeder Zeit fest in der Hand. Das bewies er auch mit der gelben Karte für Carow.


FC Hansa Rostock:
Schneider; Rahn; Kische, Schühler, Hergesell; Lenz, Ehlers, Brümmer; Decker (75. Kehl), Streich, Hahn
BFC Dynamo:
Lihsa; Carow █; Stumpf, Trümpler, Hübner; P. Rohde, Terletzki, Schütze; Schulenberg, Netz, Johannsen

Schiedsrichter:        Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             5.500


Rolf Rautenberg, Neue Fußballwoche, 04.01.1972