10. Spieltag 1971/72: BFC Dynamo - BSG Stahl Riesa 4:0

Fronten klärten sich erst spät für den BFC
Riesas Auswechselspieler Wolfgang Bengs schien es zu ahnen, als er nach dem 1:0 meinte: "Jetzt wird es wieder ein 5:0 wie beim letzten Male im Sportforum." Damals, am 24. Oktober 1970, hatte die Stahl-Elf diesen "Einbruch" erlebt. An diesem 11. Dezember 1971 war nun eigentlich selbst nach dem Verlusttreffer kein Anlaß zu einem solchen Pessimismus. Die Stahl-Elf hatte bis zur BFC-Führung, im Anschluß an einen indirekten Freistoß erzielt (Torschütze Frank Terletzki: "Die Variante mit Schütze und Johannsen haben wir oft im Training geübt, fein, daß sie nun auch im Wettkampf klappte!"), spielerisch durchaus mitgehalten. Besonders Meinert und Woßmann - waren außerdem in der 20. bzw. 24. Minute nahe einem Torerfolg - leisteten fleißige Aufbauarbeit, Kaube war ein stellungssicherer Ausputzer, Ehl ein aufmerksamer Vorstopper.

Und der favorisierte BFC? Er konnte zunächst seiner Rolle nicht gerecht werden, wozu Cheftrainer Hans Geitel diesen Kommentar gab: "Im Mittelfeld faßten wir lange keinen Tritt, nur Terletzki war hier gleich im Bilde. Deshalb erfolgte auch zur Pause die Auswechslung von Becker." Sie erwies sich als guter Griff, denn Schütze zog sich nun in die Tiefe des Raums zurück, wurde dank seiner ausgezeichneten Technik plötzlich erheblich wirksamer, Netz bildete die dritte Angriffsspitze, brachte in zunehmendem Maße "Leben" in das Sturmspiel und bereitete das 2:0 mit einem klugen Rückpaß auf Labes vor, nachdem er Ehl und Ringel mit geschickten Körpertäuschungen hatte aussteigen lassen.

Was beim Gastgeber in den letzten 25 Minuten (im Dauerregen) imponierte, war seine Tempoforcierung, verbunden mit zahlreichen ansprechenden Kombinationen und einer erfreulichen Konsequenz, sich die Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, einen erlahmenden Widersacher möglichst klar zu distanzieren. Trotzdem bleibt für den BFC die Aufgabe bestehen, die spielerische Linie weiter zu festigen. Nicht immer gestattet der Partner eine so lange Anlaufzeit, um noch einen überzeugenden Sieg zu sichern. Wolfgang Bengs behielt also recht. Die Riesaer haben allerdings keinen Anlaß zum Resignieren. "Es war wohl etwas zu hoch, das 0:4", sagte Stahl-Linksaußen Lothar Paul, der übrigens beim 0:0-Stand in der 56. Minute den Pfosten getroffen hatte. "Die Niederlage wird uns jedoch nicht umwerfen. Das wollen wir schon am Sonnabend gegen den HFC Chemie beweisen."

Zum Schiedsrichterkollektiv: "Eine jederzeit faire Partie ohne Verwarnung", stellte Rudi Glöckner fest. Mit seiner souveränen Spielleitung trug er dazu bei, daß jegliche unschöne Szene unterblieb. Auch die Entscheidungen der Linienrichter Neumann und Kirschen waren stets klar und unmißverständlich.


BFC Dynamo:
Lihsa; Carow; Stumpf, Trümpler, Hübner; P. Rohde, Terletzki, Becker (46. Netz); Johannsen, Schütze, Labes
BSG Stahl Riesa:
Urbanek; Kaube; Ringel, Ehl, Härtel; Hauptmann (78. Meyer), Woßmann, Steuer; Meinert, Lischke, Paul

1:0 Terletzki          (65.)
2:0 Labes              (71.)
3:0 Terletzki          (82.)
4:0 Johannsen          (90.)

Schiedsrichter:        Glöckner (Markranstädt)
Zuschauer:             2.000


Hans Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 14.12.1971