05. Spieltag 1971/72: BFC Dynamo - FC Vorwärts Frankfurt (Oder) 2:2

Viel Farbe, aber auch viel Härte
Diese Woche vom 26.9. bis zum 2.10. mit dem EC-II-Rückspiel und dem schweren Punktrennen mit dem langjährigen Lokalrivalen FCV hatte es für den BFC in sich. "Nicht auszudenken, wenn Cardiff und auch noch das Punktspiel schief gegangen wären...", sagte Hannes Matzen, selbst langjähriger Dynamo-Stürmer. Beide Spielverluste schienen denkbar, ohne daß man unbedingt von Überraschungen hätte reden müssen. Nun gab es aber einen Erfolg in Cardiff und ein achtbares 2:2 gegen den FCV. Doch ganz glücklich schien man in der BFC-Kabine auch nicht. Die Vorwürfe, die sich insbesondere Johannsen (23) machte, sind wohl so ernst nicht zu nehmen. "Das Ding mußte ich doch an Neuhaus vorbeibringen", ärgerte er sich über jene möglicherweise spielentscheidende Szene, als er beim Stand von 2:1 mutterseelenallein vor dem FCV-Hüter stand (67.), aber das 3:1 vergab.

"Davon hätte sich der Gast nur schwerlich erholt", meinte Konrad Dorner. Das mag stimmen, tatsächlich schien der BFC in dieser seiner besten Phase dem Sieg nahe. Aber nach dem 0:1 hatte auch er kritische Minuten zu überstehen. Immerhin kam von Stopper Begerad so unerwartete Schützenhilfe, daß quasi durch ihn aus einem 0:1-Rückstand ein 2:1-Vorsprung des BFC wurde. Beim Ausgleich ging eine grobe Leichtfertigkeit Begerads voraus ("Carows Flugball ließ ich auf Grund eines Zurufs passieren"), den BFC-Führungstreffer besorgte der letzte Mann des FCV unglücklicherweise selbst. Aber es imponierte schon, wie der Gast diese kritische Situation bannte. Er fand mit viel Elan noch einmal zu einer Steigerung, auch wenn im Mittelfeld die Gosch, Wruck, Segger ihre Möglichkeiten zu ideenreicher, tempogeladener Angriffsvorbereitung nur bedingt nutzten.

So lastete zuviel auf den Schultern Nöldners und den gutaufgelegten Stoßstürmern Piepenburg und Pfefferkorn. Weder der BFC noch der FCV also hatten Grund, mit dem Spielausgang zu hadern. Das 2:2 war durchaus leistungsgerecht. Hadern sollte man vielmehr mit dem Spielniveau. Da rissen beide keine Bäume aus. Beim FCV (Ausnahme Nöldner) wie beim BFC ließen es die Mittelfeldspieler an genauen, überraschenden Zuspielversuchen fehlen. Hier wie da waren die Stoßstürmer zu sehr auf sich allein gestellt. Noch nachteiliger aber machte sich wohl die rauhe Atmosphäre bemerkbar. Der betonte, zumeist unsaubere, harte Körpereinsatz unterbrach nicht nur den Spielfluß, er ließ kaum jemand zu sicherem Spiel finden. Beide Mannschaften können es anders, besser.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Bader griff dreimal zur gelben Karte, ohne daß er dadurch die Wogen zu glätten vermochte. Gerade in solchen Spielen muß er resoluter, kompromißloser auftreten und leiten.


BFC Dynamo:
Lihsa; Carow; Stumpf, Trümpler, Hall; Becker, Terletzki (69. Hübner), P. Rohde; Johannsen, Schütze, Labes
FC Vorwärts Frankfurt (Oder):
Neuhaus; Begerad; Andreßen, Strübing (62. Dobermann), Withulz; Wruck, Nöldner, Gosch (66. Schröder), Segger; Pfefferkorn, Piepenburg

0:1 Nöldner            (41.)
1:1 Labes              (57.)
2:1 Begerad            (64., Eigentor)
2:2 Piepenburg         (68.)

Schiedsrichter:        Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer:             10.000


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 05.10.1971