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Klassenerhalt durch Bartschs Treffer
Im allgemeinen Freudentaumel, der durch den herrlichen 25-Meter-Gewaltschuß zum Ausgleich und gleichzeitigen Klassenerhalt ausgelöst wurde ("Ich habe mir gesagt, jetzt oder nie und einfach abgeschossen", so der
Torschütze), schüttelte Konrad Schaller, abgekämpft, von der nervlichen Anspannung gekennzeichnet, verständnislos den Kopf. "Seit zehn Jahren jagen wir bereits vergeblich einem Heimsieg gegen den BFC hinterher. Es ist
einfach nicht zu erklären! Vor allem nach der Pause lief nichts mehr zusammen. Was war bloß mit uns los?" Und Karl Wolf ergänzte "Oh, diese Nerven! Unsere Anfälligkeit in dieser Beziehung spielte uns heute wieder einen tüchtigen Streich."
Dabei begann es hoffnungsvoll, als bereits nach acht Minuten der Ball für Wismut auf der Strafstoßmarke lag.
Bartsch hatte nach einem Musterpaß von Seinig freie Fahrt - und kam nur durch eine Behinderung von Lihsa um
seine Chance. Schüßler, der Ausführende, scheiterte zwar am Berliner Schlußmann, im Nachschuß .jedoch saß der Kopfball von Schaller. Aber bereits zwei Minuten später gelang der Ausgleich, als Schütze einen Freistoß von
Terletzki aus wenigen Metern über die Linie schlagen konnte. Von diesem Schock erholten sich die Gastgeber wohl nie mehr so recht. Zwar bestimmten sie vorerst weiter das Spiel, besaßen auch durch Zink und Erler klare Chancen,
aber zu spielerischer Sicherheit und durchdachten Aktionen reichte es nicht. Weder Schaller noch Bartsch besaßen dafür an diesem Tage die nötige Ausstrahlungskraft, zumal im Angriff nur von Seinig Gefahr ausging. Dafür
stabilisierten sich die Berliner immer eindrucksvoller, deren Vorhaben "mit bedachtsamen Aktionen im Mittelfeld das Spiel bestimmen", so Günter Schröter, lange Zeit nicht umgesetzt wurde.
Vor allem Stumpf und Hall wurden vorerst in der Abwehrarbeit gebunden, da von Brillat viel Unsicherheit ausging. Der Ausputzer, der deutliche Mängel in der Schlagtechnik verriet, ließ sich viel zu oft aus dem Zentrum herauslocken "Aber
dann bekamen wir das Geschehen doch besser in den Griff, da wir die besonneneren und zielstrebigeren Züge starteten", freute sich Günter Schröter. Neben Schütze wurde nun Rohde immer stärker, auf dessen Ideen besonders
Johannsen blendend einging. Der Außenstürmer zeichnete sich durch große Laufentschlossenheit, Dribbel- und Zweikampfstärke aus. Und daß er auch zu schießen versteht, zeigte er in der 59. Minute, als er mit einem tollen
16-Meterschuß in den linken Dreiangel die 2:1-Führung erzwang.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Neumann machte sich in der Startphase das Amtieren selbst schwer, als er bei einigen unfairen Attacken nicht energisch
genug einschritt. Seine Ermahnung an beide Kapitäne (37.) hätte viel früher erfolgen sollen. Dem Spiel, das danach in geordneten Bahnen verlief, wäre es sicher dienlicher gewesen.
BSG Wismut Aue: Ebert; Kreul (62. Pekarek); Weikert, Schmiedel; Spitzner; Schüßler, Schaller, Bartsch, Erler (63. Weiß); Seinig, Zink BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf, Trümpler, Brillat, Hall; Terletzki (64. Filohn), Voigt, P. Rohde; Johannsen, Labes, Schütze
1:0 Schaller ( 8.)
1:1 Schütze (10.) 1:2 Johannsen (59.)
2:2 Bartsch (90.)
Schiedsrichter: Neumann (Forst)
Zuschauer: 10.000
Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 15.06.1971

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