24. Spieltag 1970/71: BFC Dynamo - FC Hansa Rostock 0:2

Erster Hansa-Auswärtssieg
Diese Niederlage wirkte auf die Berliner doch recht ernüchternd. Das 4:2 über den 1. FC Lok an gleicher Stelle und das 1:0 beim 1. FC Union hatten auf eine größere Stabilität hingedeutet. Davon war diesmal trotz des Versuchs einer Steigerung und einiger unglücklicher Szenen des BFC nach der Pause (Stumpf in der 70. Minute Lattenschuß, Schütze traf in der 82. Minute nur die Innenkante des Pfostens) insgesamt gesehen nichts zu spüren. Einzig Schätze bot die erwartete Partie, bemühte sich um den Spielaufbau und strahlte auch Torgefahr aus, so mit einigen Fernschüssen und einem Kopfball (67.). Rostock hatte zuletzt Pankau (seine Strafstoßausführung war im wahrsten Sinne des Wortes excellent) zweimal auf der Auswechselbank sitzenlassen. Diesmal fehlte zu Beginn Stoßstürmer Hahn, der immerhin bis dahin mit acht Treffern die meisten Hansa-Tore erzielte. Die Begründung von Cheftrainer Dr. Horst Saß: "Er erreicht auswärts auch nicht annähernd sein Leistungsniveau!"

Zur Pause blieb dann nichts weiter übrig, als Hahn für den völlig enttäuschenden Rodert doch auf den Rasen zu schicken. Der 23jährige spielte dann erfreulich gelöst, war gegenüber anderen Auswärtsbegegnungen nicht wiederzuerkennen. Als der BFC immer ungestümer in den ersten 25 Minuten des zweiten Abschnitts ("Aber es mangelte an konsequentem Flügelspiel", meinte später Trainer Günter Schröter) angriff, erkannte Hahn instinktsicher die Lücken in der gegnerischen Hintermannschaft. Schon vor dem 1:0 für Hansa notierten wir: Lihsa hält Hahn-Schuß (60.), kurz darauf verzieht der Rostocker den Bali knapp am Pfosten und schießt über die Latte (62., 64.). In der Dynamo-Deckung fühlte sich niemand für den quirligen Stürmer verantwortlich, an dessen Seite Streich (Brillat verursachte an ihm den Strafstoß) ebenfalls immer stärker herauskam. Mit dem 2:0 krönte er schließlich seine "halbe Partie". Für den BFC war es die erste Heimniederlage seit dem 0:1 am 19. September 1970 gegen Dynamo Dresden, für den FC Hansa der erste Auswärtssieg seit dem 1:0 am 30. August 1969 (!) in Halle gegen den HFC.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Eine souveräne Spielleitung und gute Abstimmung zwischen dem Unparteiischen und seinen Assistenten (Blickverständigung!). Einzige Einschränkung: Bei mehreren Freistößen waren es doch wohl nur fünf, sechs Meter, die den ausführenden Spieler von der Abwehrmauer trennten.


BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf, Trümpler, Brillat, Hall; Terletzki, P. Rohde (65. Fleischer), Voigt, Schütze; Labes, Johannsen (58. Lyszczan)
FC Hansa Rostock:
Schneider; Schühler, Rump, Kische, Hergesell; Pankau, Seehaus, Lenz; Streich, Rodert (46. Hahn), Kostmann

0:1 Pankau             (69., Foulstrafstoß)
0:2 Hahn               (89.)

Schiedsrichter:        Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             4.000


Hans Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 08.06.1971