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Noch mehr Tore waren möglich Mehr Tore lagen in
der Luft. Lischkes Vorstoß in die Torschützen-Spitzengruppe hätte durch einen Strafstoß, den er in der 67. Minute an die Latte schoß, wesentlich untermauert werden können, und Meinert servierte ihm darüber hinaus in der zweiten
Hälfte noch eine blendende Gelegenheit. Aber auch da war sich der kräftige Blondschopf nicht schlüssig, was zu tun sei: schieben oder schießen? Er schob den Ball - Lihsa lenkte ihn prompt zur Ecke. Dynamo-Tore lagen am nächsten
in der 38. Minute. Da holte Ehl im Strafraum-Durcheinander einen Terletzki-Nachschuß von der Linie, und in der 73. Minute, als Lyszczan in einer ebenso wildbewegten Szene nach einem Eckstoß den Ball aus fünf Meter Entfernung am
Tor vorbeistieß. Diese Szenen dürfen uns auch als Beweis dafür dienen, daß die Spieler beider Mannschaften ihrer technischen Mittel nicht sicher waren. Von einer gutklassigen Partie konnte dann auch nicht die Rede sein. Riesas
spielerische Verbesserungen, sichtbar geworden in den 5:1- bzw. 3:1-Siegen gegen den 1. FC Lok und bei Chemie Leipzig, wurden beim außerordentlich wertvollen dritten Doppelpunktgewinn seit der 20. Oberligarunde lediglich
angedeutet, mehr jedoch nicht.
Ohne Fehl und Tadel waren sie alle nicht, weder der quirlige Schremmer, der gut beginnende, doch später abfallende Woßmann, noch Berger oder Meinert, der noch die nachhaltigsten
spielerischen Akzente setzte; wie zum Beispiel mit dem Paß für Lischke oder mit dem für Paul in der 75. Minute. Doch der Außenstürmer schoß in bester Position nur flach vorbei. Im Abspiel aus den hinteren Reihen (Ehl, Bengs)
zeigten sich deutlich alte Riesaer Mängel. "Kein Druck aus dem Mittelfeld" bemängelte Trainer Günter Schröter das Spiel seiner BFC-Elf. Die technische Überlegenheit der Berliner, die Fleißarbeit vieler Spieler
(so Schütze im Angriffsaufbau tief aus der eigenen Deckung heraus) fand keinen Ausdruck in torgefährlichen Zügen. Zu feinmaschig war das Netz, in das die kraftvolle Riesaer Abwehr gelockt werden sollte. Sie zerriß es meist, ehe
gefährliche Verwicklungen entstanden.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Etwas entschiedeneres Auftreten (Bader) und mehr Aktivität (Welcke) hätte der Leitung gut getan. Die Strafstoßentscheidung war unseres Erachtens
eher in der 63. Minute fällig, als Lischke in guter Schußposition zu Fall gebracht worden war.
BSG Stahl Riesa:
Urbanek; Schremmer, Kaube, Ehl, Bengs; Berger (76. Schlutt); Woßmann, Steuer; Meinert, Lischke, Paul BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf (46. Mielke), Trümpler, Brillat, Filohn (70. Lyszczan); Hall, P. Rohde, Terletzki; Schütze, Labes, Johannsen
1:0 Lischke (35.) 2:0 Lischke (88.)
Schiedsrichter: Bader (Bremen/ Rhön) Zuschauer: 10.000
Otto Pohlmann, Neue Fußballwoche, 02.06.1971

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