20. Spieltag 1970/71: 1. FC Magdeburg - BFC Dynamo 0:0

Diese Härte war nicht vertretbar
Die gegenwärtige erfolglose Spielweise des 1. FCM fordert zu einer harten Geduldsprobe heraus! Cheftrainer Heinz Krügel sprach von einer "niveaulosen Auseinandersetzung" und traf damit haargenau den Nagel auf den Kopf. Erneut verschlossen sich die Spieler der gastgebenden Elf der dringend notwendigen Erkenntnis, daß Laufbereitschaft, Einsatzstärke und ein gewisses Maß an Spielintelligenz unbedingt eine Einheit bilden müssen. Kampf war das bestimmende Moment - von den hier wie da in der Zweikampfführung begangenen Unkorrektheiten ganz zu schweigen! Nahezu 40 Spielunterbrechungen schon bis zum Wechsel wegen rücksichtsloser Bekämpfung des Gegners - von gehaltvollen Spielzügen konnte unter diesen Umständen wahrlich nicht die Rede sein! Warum diese keinesfalls mehr vertretbare Härte?

"Schon im Ansatz war oft zu erkennen. daß sich die Attacke nicht auf den Ball, sondern auf den Mann richtete", kommentierte Trainer Günther Schröter. dem während seiner aktiven Laufbahn eine derartige Spieleinstellung erfreulicherweise völlig fremd war. Aus Magdeburger Warte hörte sich die Antwort durch Torhüter Hans-Georg Moldenhauer so an: "Fehler im Distanzieren des Balles wurden auf diese Weise wettgemacht. So führte fast jede Aktion im gegnerischen Drittel zu einem Freistoß." 60 insgesamt mußte der Unparteiische verhängen, wobei ihm absolut keine kleinliche Spielleitung unterstellt werden kann! Der 1. FCM blieb seinem Stil treu: Tempo und nochmals Tempo auf Kosten der Präzision. kaum eine überraschende Variante in der Mittelfeldgestaltung.

Gelegentliche weite, deckungsöffnende Flugbälle von Decker bildeten an diesem Tag die rühmliche Ausnahme. "Mit dieser Konzeption kam uns der 1. FCM nur entgegen". bemerkte Günter Schröter. Trümpler (gegen Sparwasser) und Filohn (gegen den wiederum zu schwerfällig wirkenden Oelze) lösten ihr Pensum in der Deckung einwandfrei über Rohde und Schütze, dessen plazierte Schüsse aus der zweiten Reihe für manche beängstigende Situation vor dem Tor des Gastgebers sorgten, suchten die Berliner den Spielaufbau. Dem nach Halbzeit in seiner Bewegungsfreiheit kaum nennenswert eingeschränkten Terletzki galt darüber hinaus die besondere Anerkennung im Dynamo-Lager - auf die Kritik an seiner unsauberen Spieleinstellung (mit sieben Fouls maßgeblich an der Quote beteiligt) warteten wir indes vergeblich! Dieser Gesichtspunkt sollte bei der individuellen Beurteilung jedoch unter keinen Umständen außer acht gelassen werden!

Zum Schiedsrichterkollektiv: Von dem Gedanken, das Spiel laufen zu lassen, mußte sich Heinemann schnell freimachen. Er pfiff korrekt, ließ mit seiner ersten Verwarnung (25. Hall) aber zu lange auf sich warten. Rücksichtnahme war diesmal völlig fehl am Platz!


1. FC Magdeburg
Moldenhauer; Zapf; Kubisch, Fronzeck, Rietschlag; Decker, Seguin, Abraham; Oelze, Sparwasser, Mewes (58. Herrmann)
BFC Dynamo:
Lihsa; Brillat; Stumpf, Trümpler, Filohn; Terletzki, Rohde, Schütze, Hall; Johannsen, Labes

Schiedsrichter:        Heinemann (Erfurt, z. Z. Seddin)
Zuschauer:             6.000


Dieter Buchspieß, Neue Fußballwoche, 21.05.1971