14. Spieltag 1970/71: HFC Chemie - BFC Dynamo 2:1

Zwei schwere Abwehrfehler
Für die Hallenser war der 0:2-Pokal-K.o. eine Woche zuvor in Berlin gegen den BFC "eine lehrreiche Lektion", wie es hieß. Sie ließen Becker nicht ungestört seine Kreise ziehen und schirmten Lyszczan, Johannsen entschieden aufmerksamer, konsequenter ab. Dennoch trumpften die selbstbewußt aufspielenden Gäste in der ersten Halbzeit energisch auf, diktierten das Tempo und zogen über die drei Mittelfeldakteure eine Reihe torverheißender Angriffe auf. Und daß diese zweckmäßiger angelegt waren als auf der Gegenseite, lag daran, daß man das Mittelfeld schnell, ohne Verweilen überbrückte und mit zwei, drei Zügen vor dem von Brade ausgezeichnet behüteten Tor auftauchte. Darum sorgte sich vornehmlich Schütze, der mit genauen Pässen über 20, 30 Meter seine Spitzen in Szene setzte.

"Wir hätten in der ersten Halbzeit unsere Chancen nutzen müssen", sagte Harald Schütze später enttäuscht, "und als der HFC danach seine Kräfte vereinte, seinerseits den Druck verstärkte, erwischte er uns, weil wir in der Phase schlecht deckten." Und BFC-Trainer Fritz Bachmann stöhnte: "Diese Inkonsequenzen in der Abwehr und die mangelnde Konzentration beim Abschluß der eigenen Aktionen!" Dabei dachte er hinten an Becker, der Segger beim 1:0 den Weg zum Tor frei machte, und vorn an Lyszczan (10., 42.) und Fleischer (47.), die diesmaL so gar keine Vollstrecker-Qualitäten erkennen ließen. Der HFC tat sich trotz aller guten Vorsätze schwer. Wohl hatten die Deckungsspieler die BFC-Sturmspitzen im Griff, meldete Riedl Fleischer völlig ab, hatte Klemm mit Lyszczan keine Sorgen, das Angriffsspiel tendierte jedoch immer wieder zu sehr in die Breite.

Damit beraubten sich die Segger, Mosert, Schmidt, Boelssen selbst der Wirkung, obwohl ihr Elan, Tempo und ihre Lauffreudigkeit in den zwanzig starken Minuten nach der Pause imponierten. "Das ist derzeit unser großer Mangel", gestand Trainer Günter Hoffmann auch unumwunden. Urbanczyk, Bransch warfen indes nach der Pause alle Kräfte nach vorn. Und da kamen ihnen die Berliner entgegen, "während wir nicht die Fehler von Berlin wiederholten, die offenen Räume anboten", wie Klaus Urbanczyk erklärte. "Unser diesmal Berge versetzender Elan, die großen Willensqualitäten gaben auf dem schweren Boden den Ausschlag. Doch brachte uns der BFC noch einmal in Verlegenheit, als wir uns nach dem Anschlußtor zu sehr auf die Verteidigung orientierten."

Zum Schiedsrichterkollektiv: Neumann hatte bei zwei fair eingestellten Kontrahenten keine Schwierigkeiten. Er bewies allerdings bei einigen kleineren Undiszipliniertheiten (Riedl) viel Geduld.


HFC Chemie:
Brade; Urbanczyk; Klemm, Riedl, Bransch; Mosert, Schmidt (82. Breinig), Segger; Nowotny, Boelssen (80. Müller), Langer
BFC Dynamo:
Lihsa; Brillat; Stumpf, Trümpler, Hall; Becker, P. Rohde, Schütze (74. Carow); Fleischer (64. Labes), Lyszczan, Johannsen

1:0 Segger             (49.)
2:0 Boelssen           (59.)
2:1 Labes              (71.)

Schiedsrichter:        Neumann
Zuschauer:             12.000


Wolfgang Hempel, Neue Fußballwoche, 16.03.1971