13. Spieltag 1970/71: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 1:0

Niveauarme Begegnung
Während des Juniorenspiels traf ich Horst Weigang. "Wenn wir heute nicht gewinnen", meinte er. "dann wird unsere Situation mehr als ungemütlich. Hoffentlich halten unsere Spieler der Belastung stand." Das unbedingte Wollen, das jedem Erfurter anzumerken war, schien die Aktiven mehr zu lähmen als zu beflügeln. Nicht sie, sondern die Gäste bestimmten zunächst das Geschehen. Das begann damit, daß Egel hinter Rohde herlief, daß insgesamt - sieht man von einigen Aktionen Häfners ab - kaum Wirkung vom Erfurter Mittelfeldspiel ausging, das setzte sich fort über eine ungenügende Initiative und mangelndes spielerisches Vermögen, und das endete schließlich bei einem völlig harmlosen Angriff, der von der BFC-Deckung mit dem starken Trümpler und dem sicheren Carow jederzeit beherrscht wurde.

"In dieser Phase hätten wir die Entscheidung erzwingen müssen, doch wir verschliefen die Gunst der Stunde", kritisierte BFC-Trainer Fritz Bachmann. "Nach der Pause verloren wir dann unsere Linie." Das lag indes auch daran, daß nach Trümplers Verletzung Rohde anstelle Schneiders dessen Abwehrfunktion übernahm, so daß vorn Mittelfeld nicht mehr die erforderlichen Impulse ausgingen. Der schon vor der Pause fehlende Druck in den BFC-Aktionen wurde auch danach vermißt. Zwar prüfte Fleischer den trefflichen Weigang (46.), zwar versuchten auch Labes (73.) und Rohde (75.) ihr Glück - allein, der Erfurter Torwart blieb stets Sieger. Die Entscheidung fiel nach einem Eckball Häfners.

"Ein Dynamo-Spieler, ich glaube, es war Becker, köpfte den Ball über seinen Torwart hinweg zu mir", schilderte Torschütze Hans-Jürgen Albrecht nach dem Abpfiff die Szene. "Ich sprang mit Stumpf hoch und konnte einköpfen." Und man spürte ihm noch in der Kabine an, wie froh er über diesen Treffer war. Nach dem Rückstand konnte sich der BFC dann kaum noch entscheidend in Szene setzen; das Geschehen verflachte immer mehr; die Fouls häuften sich; die Hektik nahm zu, und man war fast froh, als endlich der Schlußpfiff kam. Zuvor jedoch noch eine "Überraschung", als BFC Torwart Bräunlich als Feldspieler (!) für den angeschlagenen Labes eingesetzt wurde.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Schmidt stand nach dem Abpfiff unter heftiger Kritik. Sie war jedoch nur teilweise berechtigt. Vor der Pause hatte er das Geschehen nämlich in der Hand, war stets auf Ballhöhe, pfiff bewußt kleinlich. Wenn jedoch einige Zuschauer nicht regelsicher sind und nicht wissen, wann eine Abseitsstellung aufgehoben ist, dann ist das nicht seine Schuld. Der zunehmenden Hektik war Schmidt dann jedoch nicht mehr gewachsen; wobei allerdings die erste Kritik jenen Spielern und Schreihälsen gelten muß, die sein Amtieren alles andere als unterstützten. Dennoch hätte er da härter durchgreifen müssen, wo es angebracht war. Wehners Verwarnung war überflüssig, während Schulenberg die gelbe Karte hätte gezeigt werden sollen. "Ein so schweres Spiel habe ich noch nicht gepfiffen", stöhnte Schmidt später.


FC Rot-Weiß Erfurt:
Weigang; Wehner; Weiß, Fuchs, Nathow; Häfner, Egel (80. Meyer), Wolff (17. Kiesewetter); Albrecht, Schröder, Stieler
BFC Dynamo:
Lihsa; Carow, Stumpf, Trümpler (53. Schneider), Hall; Becker, Rohde, Schütze; Schulenberg, Fleischer, Labes (73. Bräunlich)

1:0 Albrecht           (55.)

Schiedsrichter:        Schmidt (Schönebeck)
Zuschauer:             6.000


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 08.12.1970