|
Erster Hat-Trick seit fünf Jahren
Selbst Trainer Georg Buschner, der mit übertriebenem Lob gegenüber seiner Mannschaft sparsam umgeht, konnte nur schwer an sich halten. "Über eine Stunde spielten die Jungen einen hervorragenden Fußball", freute er sich. "Die
Mannschaft zeigte, daß wir auf dem richtigen Wege sind und unsere Stabilisierung weitere Fortschritte gemacht hat." Und auch dem Betrachter fällt es diesmal ob der großartigen Leistung des Titelträgers schwer, nicht in
Superlative zu verfallen und im rechten Maße die richtigen Worte zu finden. Verweilen wir zuerst bei den Toren, die zumeist nach wahren Bilderbuchkombinationen zustande kamen. So war beim dritten Treffer ein von Stein mit dem
Außenspann geschlagener Paß der Ausgangspunkt, mit dem R. Ducke auf der linken Seite bis zur Grundlinie durchstieß, um danach seinem Bruder das Leder maßgerecht auf den Schuh zu servieren.
Beim letzten Jenaer Tor riß
Irmscher mit einem glänzenden Direktspiel auf Vogel die gesamte Gästeabwehr auf, der danach allein auf das Tor zog, Lihsa herauslockte, so daß Stein den Ball nur noch ins leere Tor zu stoßen brauchte. Vor allem Peter Ducke, der
diesmal auf alle Mätzchen verzichtete, voll konzentriert wirkte, dabei vor Ehrgeiz sprühend wie lange nicht dribbelte und schoß und dabei von Trümpler ebenso wenig zu bremsen war wie Vogel durch Hall, hatte in der Kabine allen
Grund zur Freude. "Mein erster Hat-Trick seit meiner schweren Verletzung vor fünf Jahren", meinte er strahlend. Was der Einsatz von Schlutter und R. Ducke, die wieder mitwirkten, für einen Bedeutung hat, zeigte sich sofort.
Gemeinsam mit Irmscher und Stein zeichneten sie für das sinnvolle, ganz auf Zweckmäßigkeit und Überraschungseffekte aus der Tiefe des Feldes heraus aufgebaute, dabei ungemein torgefährlich wirkende Angriffsspiel
verantwortlich. Für die junge, tapfer kämpfende BFC-Vertretung war die Partie bereits nach drei Minuten verloren, denn mit ihrer offensiven Spielweise nach dem frühzeitigen Rückstand kam sie Jena stark entgegen. Ein Opfer der
eigenen Nerven, vermochten vor allem im Mittelfeld weder Stumpf noch Rhode, Becker oder Schütze das nötige Gleichgewicht zu schaffen, da sie im Abspiel einfach zu viele Fehlerquellen hatten. So verhinderte am Ende Torhüter
Lihsa eine höhere Niederlage, der mit glänzenden Reaktionen noch rettete, was zu retten war.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Uhlig hatte diesmal Schwierigkeiten mit der Abseitsregel. Auch Kunze, der insgesamt gut
leitete, sich jedoch in zu viele Diskussionen einließ, beging einige Patzer. So in der 75. Min., als er, den Vorteil außer acht lassend, die beste BFC-Gelegenheit wegen eines Jenaer Foulspiels unterbrach und damit praktisch die
Gäste bestrafte.
FC Carl Zeiss Jena:
Blochwitz; W. Krauß, Kurbjuweit, Strempel, Werner; Stein, Irmscher, Schlutter (77. K. Weiße), R. Ducke (65. Scheitler); P. Ducke), Vogel BFC Dynamo: Lihsa; Hall, Carow, Trümpler; Schütze, Rohde, Stumpf (60. Hübner), Becker; Fleischer, Weber, Lyszczan
1:0 Vogel ( 3.) 2:0 P. Ducke (14.)
3:0 P. Ducke (27.) 4:0 P. Ducke (37.) 5:0 Stein (62.) 5:1 Becker (89.)
Schiedsrichter: Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer: 8.000
Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 29.09.1970

|