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Gäste waren stets Herr der Situation Miese
neunzig Minuten ließen Erinnerungen wach werden an die klare 1:4-Heimniederlage des BFC in der ersten Halbserie gegen den HFC Chemie. Ähnlich konfus wie vor acht Monaten verlief nun das Treffen mit Chemie. Während die Leipziger
sofort selbstbewußt ihre Kreise zogen, liefen die Dynamos ziellos umher, gab es zwar ein Übergewicht im Mittelfeld, aber keine Anspielpunkte in den Angriffsräumen. Sicherlich trug die frühzeitige Führung dazu bei, daß
Sicherheit in den Leipziger Aktionen war. Doch auf der anderen Seite im schnellen 0:1 allein die Ursache für das kraft- und saftlose Spiel des BFC zu suchen, wäre wohl zu einfach. Man muß es so deutlich sagen: Dem Gastgeber
fehlte es an diesem Tage auch am Willen, spielerische Schwächen durch erhöhten Kampfgeist, durch ein größeres Laufpensum wettzumachen.
Außerdem waren die beiden Angriffsspitzen Schulenberg und Weber im wahrsten Sinne des Wortes bei der Chemie-Deckung abgemeldet. Erstaunlich, wie gefällig der Ball durch die Chemie-Reihen lief. "Das bereitete mir in der
Tat viel Freude", bekannte Trainer Otto Tschirner. "Gewiß wird es auch überrascht haben, daß die verdienstvollen Schmidt und Dr. Bauchspieß auf der Auswechselbank saßen, aber wir sind uns alle einig, daß die
jüngeren Kräfte mehr gefordert werden müssen." Kurz nachdem Schmidt eingewechselt worden war, hatte er die klarste Chance des Spiels, doch scheiterte er ganz allein vor Bräunlich. Bemerkenswert die kluge Vorarbeit zum
2:0 und 3:0 durch den später verletzt abtretenden Scherbarth bzw. Lisiewicz.
Zum Schiedsrichterkollektiv:
Neumanns Großzügigkeit war bei einigen Spielern wie Trümpler, Schulenberg und Herrmann völlig unangebracht. Er übersah auch in zwei wichtigen Situationen die Fahne der Linienrichter.
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Trümpler, Schneider, Hübner; Fleischer, Schütze, Rohde (52. Johannsen), Hall; Schulenberg, Weber (42. Terletzki)
BSG Chemie Leipzig: Jany; Slaby, Walter, Krauß, Herrmann; Trojan, Lisiewicz (78. Schmidt), Trunzer; Schubert, Scherbarth (67. Bauchspieß)
0:1 Skrowny ( 7.)
0:2 Skrowny (47.) 0:3 Schubert (77.)
Schiedsrichter: Neumann (Forst)
Zuschauer: 4.000
Hans Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 26.05.1970

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