23. Spieltag 1969/70: BSG Wismut Aue - BFC Dynamo 0:2

Wismut einfallslos, BFC sehr konzentriert
Die Erwartungen der 8.000 im Otto-Grotewohl-Stadion waren hochgespannt. Aber sie wurden arg enttäuscht, zumindest von ihrer Wismut-Mannschaft, die in den vorangegangenen Spielen so überzeugt hatte. "Das war unser schwächstes Spiel des Jahres", stellte Wismut-Cheftrainer Gerhard Hofmann am Ende lakonisch fest. Und unser Altinternationaler Karl Wolf bemerkte: "Es zeigte sich, daß wir noch nicht in der Lage sind, über einen längeren Zeitraum konstante Form zu halten. Die Spieler wähnten sich nach den jüngsten guten Ergebnissen wohl schon zu sicher..." Jeder einzelne der Wismut-Aktiven muß diesen Vorwurf hinnehmen. Selten sahen wir die einheimische Elf so einfalls- und schwunglos, so unkonzentriert schon aus der Abwehr heraus operieren. Ohne Zink zeigten sich die Lilaweißen zudem auch noch flügellahm. Es fand sich niemand, die dicht gestaffelte Dynamo-Abwehr aufzureißen.

Auch der ohnehin reichlich spät angesetzte Endspurt konnte nicht über die an diesem Tage offensichtliche Misere hinwegtäuschen. Nur einmal riskierte Schaller ein schnelles Dribbling, nur einmal schoß Weiß direkt. Ansonsten viel Schatten in den Wismut-Reihen, so daß selbst die unentwegtesten Anhänger die Köpfe schüttelten. Die 8.000 fanden schließlich weitaus mehr Gefallen an den zügigen, konzentrierten Aktionen des BFC "Schon frühzeitig störten wir den Gegner im Mittelfeld und bauten danach schnell und planmäßig unsere Aktionen auf", kommentierte Cheftrainer Hans Geitel. der sich natürlich vor allem darüber freute, daß jeder Spieler die taktische Marschroute so konsequent einhielt. "Mit dem schnellen Führungstor nahmen wir zudem den Gastgebern frühzeitig den Wind aus den Segeln."

Ja, die schnellen Konter der Dynamo-Elf hatten es in sich. Sie waren allerdings nur möglich, weil jeder mit und ohne Ball ein unerhörtes Laufpensum erledigte. Unmittelbar nach jedem Zweikampf, den die Berliner gewannen, wurde zum schnellen Gegenangriff übergegangen. Hierbei zeichneten sich besonders die beiden Stürmer Schulenberg und Weber aus. Was besonders der lange Weber, mitunter im Duell mit vier, fünf Wismut-Abwehrspielern leistete, nötigte Hochachtung ab. Und Schulenberg ließ einen erheblichen Formanstieg erkennen, wenn er auch in der 61. Min. - nachdem er vorher zweimal beim Torerfolg richtig stand - noch die nötige Übersicht vermissen ließ, als er freistehend den Ball an Fuchs nicht vorbeibekam.

Zum Schiedsrichterkollektiv: In dem kampfbewegten, dennoch fairen Spiel erwiesen sich der lauffreudige Bader und die aufmerksamen Linienrichter als gute Leiter.

BSG Wismut Aue:
Fuchs; Weikert; Kreul, Fohl, Kaufmann, Spitzner; Bartsch, Schaller; Einsiedel, Weiß, Eberlein (46. Schüßler)
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Trümpler, Schneider, Hübner; Fleischer, Schütze, Rohde, Hall; Schulenberg, Weber

0:1 Schulenberg        ( 3.)
0:2 Schulenberg        (34.)

Schiedsrichter:        Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer:             8.000


Günter Bonse, Neue Fußballwoche, 12.05.1970