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Jenas vierter Auswärtssieg war nahe Die Bilanz
der zweiten Halbserie bleibt für Jena nach diesem 1:1 mit 12:2 Punkten weiterhin meisterschaftswürdig. Das Unentschieden wurde außerdem gegen einen Widersacher herausgeholt, der zusammen mit Dresden (jeweils 9:5 Punkte) nach
dem FC Carl Zeiss zu den erfolgreichsten Mannschaften der Rückrunde gehört. Viel fehlte allerdings nicht und der Spitzenreiter hätte beim BFC den vierten Auswärtssieg der Saison gefeiert. Nach stürmischem Berliner Beginn mit
zahlreichen kritischen Situationen vor Jenas Tor - so traf Stumpf in der 20. Min. die Latte, Lyszczan verfehlte dreimal nur knapp das Ziel - wurden die Angriffsspitzen Dynamos immer stumpfer. Rock hatte sich als letzter Mann
nun besser auf das vorwiegende Steilpaßspiel des Gegners eingestellt, und auch Strempel bekam den dennoch tatenfreudigsten BFC-Stürmer Lyszczan besser in den Griff.
Das 1:0 für die Gäste gab zusätzliche Sicherheit. Ein Kopfball von Werner flog hoch in den Strafraum, Bräunlich ("Ich glaubte, einer unserer Abwehrspieler kommt heran!") verharrte zur allgemeinen Verblüffung
auf der Linie, Peter Ducke hatte wieder einmal den richtigen Riecher, war sozusagen der lachende Vierte, denn während sich Bräunlich, Schneider und Hall entsetzt anblickten, holte er jubelnd das Leder aus dem Netz. Es war Peter
Duckes sechster Treffer im zweiten Durchgang, denen nur zwei in der ersten Halbserie gegenüberstehen. Nach der Pause büßte die Begegnung doch zusehends an Niveau ein. Jena bemühte sich um ballsichernde, zeitverschleppende
Kombinationen, aber es blieb oftmals beim Versuch.
Dynamo kämpfte mit vorbildlichem Einsatz um den Ausgleich, allerdings war die spielerische Linie inzwischen verlorengegangen. Eine Viertelstunde vor Schluß hatte der FC
Carl Zeiss trotzdem die Führung eingebüßt. Schütze war aussichtsreich in den Strafraum eingedrungen, von der Seite lief W. Krauß heran und brachte den Berliner zu Fall. Sicher kein böses Foul, aber immerhin... Bader pfiff, ohne
zu zögern, was Jenas Cheftrainer Georg Buschner später zu dem bissigen Kommentar veranlaßte: "Der 31. Heim-Elfmeter dieser Spielzeit!" (bei nur sieben für die Gastmannschaften - d. Red.). Becker verwandelte den Strafstoß souverän. "Innerlich
sah es bei mir jedoch anders aus. Ich war recht nervös, zumal ich unlängst gegen Zwickau dieselbe Möglichkeit erst im Nachschuß nutzte!"
Zum Schiedsrichterkollektiv: Es führt kein Weg herum: der
Unparteiische wirkte häufig unsicher in seinen Entscheidungen. Wenn das auf den Rängen zu bemerken war, dann mußten die Aktiven erst Recht ein Gespür dafür haben. Erneut ist deshalb festzustellen: Bader muß mehr Autorität sein.
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Trümpler, Schneider, Hall; Becker, Schütze, Rohde; Johannsen, Lyszczan, Schulenberg (57. Weber) FC Carl Zeiss Jena:
Blochwitz; Stein, Rock, W. Krauß, Werner; Strempel, Schlutter, Irmscher, R. Ducke; P. Ducke, Scheitler
0:1 P. Ducke (36.) 1:1 Becker (75., Foulstrafstoß)
Schiedsrichter: Bader (Bremen/Rhön) Zuschauer: 6.000
Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 20.04.1970

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