17. Spieltag 1969/70: SG Dynamo Dresden - BFC Dynamo 0:0

Der Ball lief meist am Mann vorbei
Armin Werner vom Wissenschaftlichen Zentrum des DFV faßte seinen Eindruck in dem Kurzkommentar zusammen, daß "die Dresdner nach vielversprechendem Anfang erschreckend nachließen, bei ihnen nichts mehr zusammenlief, lediglich Ziegler den Durchschnitt überragte, die Berliner außer einer konzentrierten Abwehr im Angriff zu wenig boten, um aus der Schwäche des Kontrahenten Vorteile zu ziehen". Damit ist das Geschehen der neunzig Minuten im Rudolf-Harbig-Sta-dion bereits umrissen. Trainer Walter Fritzsch drückte es noch kürzer aus: "Es war enttäuschend." Und er fügte hinzu: "Unsere Leistungskurve verläuft weiterhin im Zickzack. Das Schlimme ist, daß einige Spieler glauben, das ist wohl nicht zu ändern." Sein Kapitän Hans Kreische, der zwei Wochen vorher auf dem gleichen Rasen so überzeugend aufspielte, diesmal nur in der ersten Viertelstunde sein Können andeutete, wußte auch keine Erklärung. "Es begann ganz gut, dann liefen wir wieder aneinander vorbei." Freude dagegen bei den Berlinern über den einen Punkt, obwohl sie selbst wußten, daß sie lediglich in der Abwehr ihre Aufgabe erfüllt hatten.

Dazu Trainer Hans Geitel: "Ein Punkt ist ein Punkt. Für ein schönes Spiel gibt es zur Zeit in unserer Oberliga nichts. Dennoch hätte unser Spiel wirkungsvoller werden können, wenn sich die Angriffsspitzen variabler eingestellt hätten. Ziegler kam deshalb so gut heraus, weil weder Lyszczan noch Terletzki ihm die nötige Aufmerksamkeit schenkten." Andererseits fehlten dem BFC in der Offensive die nötigen Impulse aus dem Mittelfeld. Schütze demonstrierte nach dem Seitenwechsel, als er sich zum Regisseur seines Sturms aufschwang, welch anderes Gesicht das Sturmspiel bekommen kann. Allerdings auch nur wie Kreische für eine Viertelstunde. Schulenberg boten sich dann zwei Konterchancen, als die Dresdner durch Ziegler und Hemp noch einmal anzogen, doch verpaßte er sie kläglich. Meyer, der Torhüter des Gastgebers: "Ich hatte so gut wie nichts zu tun. Mich hat nur belastet, daß vorn kein Treffer gelingen wollte."

Zum Schiedsrichterkollektiv: Bader wurde die Spielleitung von den Aktiven nicht leicht gemacht. Die Zuschauer wollten ihm die Schuld für die sich häufenden Ruppigkeiten zuschieben. Auch der Dresdner Riedel stieß zum Schluß in das gleiche Horn. So Bader: "Ich mußte ihm noch nach dem Abpfiff, aber vor dem Sportgruß einen Feldverweis erteilen, da er Linienrichter Scheurell mit unschönen Worten beleidigte." Bader benachteiligte keine der beiden Mannschaften. Vielleicht hätte aber ein energischeres Auftreten die Kampfhähne mehr beruhigt.

SG Dynamo Dresden:
Meyer; Ziegler, Haustein, Sammer, Wätzlich; Hemp, Ganzera, Kreische; Riedel (90.
), Rau, Heidler (66. Geyer)
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Trümpler, Carow, Hall; Becker, Schütze; Rohde, Johannsen (8l. Aedtner), Lyszczan (46. Terletzki), Schulenberg

Schiedsrichter:        Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer:             15.000


Rolf Gabriel, Neue Fußballwoche, 07.04.1970