07. Spieltag 1969/70: FC Carl Zeiss Jena - BFC Dynamo 2:0

Beide blieben vieles schuldig
Bringt selbst ein Torvorsprung keine Ruhe und spielerische Sicherheit in die Elf des Vizemeisters? Diese Frage scheint berechtigt, angesichts der letzten beiden Begegnungen der Zeiss-Städter gegen Altay Izmir im Messepokal und gegen den BFC Dynamo. Das 1:0 am Mittwoch und gar das 2:0 am Sonnabend gegen die Berliner bewirkten keine souveräne Spielgestaltung, keinen überlegten, konstruktiven Angriffsfußball. Buschner schüttelte nur den Kopf: "Ich verstehe diese Nervosität nach dem 2:0 einfach nicht. Es war beiderseits keine gute Partie." Nach neun Gegentreffern in den letzten beiden Punktspielen (FCV 2:5, HFC 1:4) schien der BFC Dynamo diesmal deckungstreuer orientiert. Carow operierte als Libero, Hall (P. Ducke), Trümpler (Scheitler), Becker (B. Krauß) konzentrierten sich auf Jenas Stoßstürmer, während Stumpf R. Ducke weit ins Mittelfeld folgte und der 19jährige Debütant Rohde auf Stein achtete. Doch der Schein trog! Das Prinzip der konsequenten Manndeckung kann nur dann erfolgversprechend realisiert werden, wenn sowohl von den Abwehrspielern als auch vom Libero individuelle Fehler weitestgehend vermieden werden!

Davon aber waren Trümpler, Carow und Hall nicht frei, ein schockierender 0:2-Rückstand innerhalb von zwei Minuten war die Folge. "Auf solche Art und Weise durften wir einfach nicht in Rückstand geraten", urteilte Geitel dann auch kritisch. Das waren keine Tore, das waren "Geschenke"! Was blieb, waren Überraschung und Kopfschütteln. Für die Überraschung sorgte der BFC gleich nach dem Wiederbeginn, als Blochwitz, W. Krauß, Rock, Strempel gleich viermal zu höchstem Einsatz gezwungen wurden, um den Anschlußtreffer zu verhindern. "Blochwitz mußte Kopf und Kragen riskieren!" Buschner konnte es kaum fassen. Während Geitel enttäuscht feststellte: "Hier ein bißchen Glück nur, und wir hätten Jena noch gefordert. Denn spielerisch war beim FC Carl Zeiss vieles nicht zum besten bestellt." daraus resultierte das Kopfschütteln. Selbst wenn sich für Scheitler (61.), Irmscher (71.), Stein (78., Pfosten) und Preuße (86.) noch einige Chancen ergaben, mangelndes Tempo, unproduktive Balltändeleien, fehlende Durchschlagskraft ließen das Niveau auf den Nullpunkt sinken. Die Zuschauer gingen frühzeitig, der Spaß an der Freude war ihnen verdorben.

FC Carl Zeiss Jena:
Blochwitz; W. Krauß; Rock, Strempel, Preuße; Irmscher, Stein, R. Ducke (80. Brunner); P. Ducke, Scheitler, B. Krauß
BFC Dynamo:
Lihsa; Stumpf; Trümpler, Carow, Hall; Becker, Rohde, Fleischer; Aedtner, Großmann, Prescher (62. Schütze)

1:0 B. Krauß           (11.)
2:0 Scheitler          (12.)

Schiedsrichter:        Neumann (Forst)
Zuschauer:             6.000


Günter Simon, Neue Fußballwoche, 23.09.1969