04. Spieltag 1969/70: BFC Dynamo - SG Dynamo Dresden 3:1

Dynamo-Duell: Gut und fair
Die Spuren der neunzig Minuten noch im Gesicht, stöhnte der Dresdener mit dem Gardemaß, Klaus Sammer: "Der ´Saft´ war weg. Das Mittwochspiel gegen die Auswahl war zu kräftezehrend." Doch er vergaß nicht hinzuzufügen: "Der BFC spielte stark!" Und auch bei seinem Trainer gab es keine billigen Ausreden, keinen Hinweis darauf, daß der Ausgleich in einem psychologisch ungünstigen Augenblick für seine Elf fiel, daß anderen Treffern Fehler vorausgingen; wohltuend sachlich stellte Walter Fritzsch vielmehr fest: "Der BFC war besser, hatte, was mit dem Spiel am Mittwoch zusammenhängt, die größeren Reserven, so daß sein Sieg vollauf verdient war." So entsprach diese Haltung der aller Spieler auf dem Feld: fair, korrekt, sportlich. Und genau das nach einem solchen Dynamo-Duell feststellen zu können, das ist erfreulich.

Hans Geitel, dessen Elf bislang noch ohne vollen Erfolg war, sprach vor dem Spiel von einer vorentscheidenden Begegnung: "Wenn wir nicht ziemlich aussichtslos abfallen wollen, dann müssen wir heute einfach gewinnen." Die Vorzeichen sprachen nicht gerade dafür, denn nicht ohne Grund warnte das verbessert aufgemachte BFC-Programm: In sechs Vergleichen erst ein BFC-Sieg! Und als dann Gumz mit einem Direktschuß für den sehenswerten Führungstreffer sorgte (Zieglers Vorlage kam so genau und temperiert), als danach der BFC lange Zeit ergebnislos, weil mitunter zu überhastet anrannte, als sich die Gäste mehr und mehr stabilisierten, da schienen die Weichen für einen Sieg der Dresdener gestellt zu sein. Wie ein mann bäumten sich indes die BFC-Spieler auf, bei denen es, sieht man von Lyszczans schwachem Spiel ab, keinen Ausfall gab.

Becker trieb seinen Sturm nach vorn, Prescher und Aedtner steigerten sich, rissen immer wieder Lücken, die die Pfeifer, Sammer, Ziegler vorerst zu schließen wußten. Als dann Fleischer seine Hemmungen abstreifte, der junge Blondschopf zum auffälligsten Akteur wurde, da erhielt das BFC-Spiel mehr Durchschlagskraft. Aedtners Ausgleich war ebenso Ausdruck dieser zunehmenden Überlegenheit wie Schützes Kopfballtor und Preschers Treffer nach ausgezeichneter Kombination. Die Steigerung des BFC war beachtlich. Doch sie muß in den kommende Treffen bestätigt werden. Nicht umsonst verwies Hans Geitel darauf, daß sich seine Elf noch nicht auf den Sonnabend-Mittwoch-Rhythmus eingestellt habe. Der BFC tut also gut daran, diesen Sieg richtig einzuordnen, ihn nicht zu überschätzen, sondern beharrlich noch vorhandene Schwächen auszumerzen.

BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Carow, Hall; Becker, Schütze; Fleischer, Lyszczan, Aedtner, Prescher
SG Dynamo Dresden:
Meyer; Zeigler; Sammer, Pfeiffer, Ganzera; Hemp (75. Rau), Hofmann; Heidler, Kreische, Dörner, Gumz (83. Walter)

0:1 Gumz               (15.)
1:1 Aedtner            (45.)
2:1 Schütze            (53.)
3:1 Prescher           (71.)

Schiedsrichter:        Müller (Kriebitzsch)
Zuschauer:             8.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 09.09.1970