03. Spieltag 1969/70: BSG Sachsenring Zwickau - BFC Dynamo 2:0

Betrüblicher Ausklang
Wir dürfen uns außerordentlich glücklich schätzen, würden Szenen wie diese gegenwärtig nicht zu den Ausnahmeerscheinungen auf unseren Plätzen zählen! Als sich Zwickaus Mittelfeldspieler Albert Beier und Dynamo-Schlußmann Jürgen Bräunlich wenige Minuten nach Abpfiff dieser Partie auf ihrem gemeinsamen Weg in den Waschraum trafen, da entschuldigte sich der Zwickauer noch nachträglich für ein unserer Auffassung nach kaum nennenswertes unsportliches Vergehen an dem Berliner: "Ich war in der vollen Bewegung, da konnte ich nicht mehr abstoppen. Es lag bestimmt keine Absicht vor!" Bräunlich winkte vielsagend ab: "Alles in Ordnung, Albert, es war ja wirklich nicht der Rede wert!" Die Zwickauer Begegnung mit ihrem bedauerlichen Schlußakkord gibt alle Veranlassung, auf diese Begebenheit am Rande hinzuweisen.

Leider waren nicht alle Aktiven von dieser lobenswerten sportlichen Einstellung beseelt - am allerwenigsten Babik, der sich drei Minuten vor dem Abpfiff zu einer Tätlichkeit gegen Dynamos Linksaußen Prescher hinreißen ließ. Linienrichter Prokop, genau auf Höhe der Situation postiert, erläuterte später kurz: "Babik schlug den Berliner mit der Faust, sofort kam die Fahne." Und Sachsenrings Cheftrainer Horst Scherbaum: "Ein unentschuldbares Vergehen, daß in den einfach notwendigen Relationen geahndet werden mußte!" Das alles geschah zu einer Zeit, als die frage nach dem (verdienten) Sieger bereits eindeutig zugunsten der wesentlich kraftvoller, torgefährlicher operierenden gastgebenden Elf entschieden worden war!

Cheftrainer Hans Geitel vom BFC Dynamo ließ dabei deutlich durchblicken, daß seine Mannschaft im Hinblick auf den gewohnten Kombinationsfußball bei weitem nicht die Wünsche erfüllen konnte: "An den jungen Burschen gehen die Belastungen des Mittwoch-Sonnabendrhythmus begreiflicherweise nicht spurlos vorüber. Wir spielten aus dem Mittelfeld heraus ohne die notwendige Belebung und erreichten so gegen Zwickaus stabile Deckung keine Wirkung." In der Tat: Sachsenrings einsatzstarke Deckungsspieler hielten die drei gegnerischen Sturmspitzen Aedtner, Lyszczan und Prescher jederzeit sicher in Schach. Die unzureichende Entlastung führte schließlich dazu, daß die Dynamo-Abwehr um den sicher wirkenden Carow die Hauptlast des Geschehens zu tragen hatte, im ständigen gegnerischen Druck nach der Pause aber dann doch die Lücken für zwei Gegenschläge durch Rentzsch und Matyschik öffnen mußte. Vor allem Rentzsch imponierte hier mit seiner überlegten Spielführung, die bei der Vorbereitung des entscheidenden Treffers mit einem deckungsöffnenden Hackentrick nachhaltig bestätigt wurde.

BSG Sachsenring Zwickau:
Croy; Söldner; Glaubitz, Babik (87. Platzverweis), Gutzeit; Beyer, Leuschner; Schellenberg (63. Matyschik), Rentzsch (84. Krieger), Henschel, Hoffmann
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Carow, Hall; Becker, Schütze (58. Schneider), Fleischer; Aedtner, Lyszczan (70. Weber), Prescher

1:0 Rentzsch           (68.)
2:0 Matyschik          (72.)

Schiedsrichter:        Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer:             3.000


Wolfgang Hempel, Neue Fußballwoche, 02.09.1970