01. Spieltag 1969/70: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 1:1

Hektischer Auftakt
Freude bei den Berlinern, Enttäuschung bei den Erfurtern. Das Enttäuschendste aber für uns, daß gleich zum Saisonbeginn in einer äußerst hektischen Viertelstunde eine Reihe Sünder über die Stränge schlugen. Prescher, Albrecht, Trümpler, Weiß vergaßen sich derart, daß jedes einzelne Vergehen herausstellungsreif war. Neumann ahndete jeden Verstoß, zur letzten Konsequenz wollte er sich nicht entschließen. DFV-Beobachter Lothar Green: "Wir müssen von den Spielern entschieden mehr Disziplin verlangen! Ich kann den Schiedsrichter verstehen. Er wollte nicht gleich beim Start zum Feldverweis greifen. Er hat alles gepfiffen, verständlicherweise von der Vorteilsauslegung dann nachher keinen Gebrauch gemacht." Und Erfurts bewährter Kämpe "Siggi" Vollrath: "Unverständlich die Härte einiger Akteure. Sie sollen den Ball, nicht den Gegner suchen. Das darf sich nicht wiederholen!"

Erfreulicherweise besannen sich beide Kontrahenten nach der halben Stunde wieder auf das Spiel, wenngleich die kämpferischen Momente bestimmend blieben. Beim letzten Aufeinandertreffen (am 26. April) dirigierte Spielmacher Trölitzsch seine Elf zum 2:1-Erfolg über den BFC Dynamo. Damals schoß er zugleich beide Treffer. Diesmal warteten Erfurts Stürmer vergeblich auf den Ballnachschub aus dem Mittelfeld. Trölitzschs Aktionsradius blieb zu klein, Schuster zu blaß. Und da auch Meyer, Stieler sich nur selten in Szene zu setzen vermochten, lastete ein hohes Maß der Angriffsaktionen auf dem Duo Wolff-Albrecht. Es hätte beinahe ausgereicht, den Sieg zu erzielen. "Bei besserer Übersicht hätte Albrecht allein die Entscheidung erzwingen können", urteilte Vollrath. Ein Sieg hätte dem FC Rot-Weiß jedoch diesmal geschmeichelt.

Im konstruktiven Spiel mußte mehr getan werden", bekannte Erfurts Mannschaftsleiter Gerhard Franke. Und Cheftrainer Martin Schwendler: "Mit der Abwehr war ich zufrieden, auch mit dem Oberligadebüt Kiesewetters. Im Angriff aber fehlte noch das rechte Verständnis." Beim BFC überraschte, Regisseur Schütze vorerst auf der Auswechselbank zu sehen. "Er hat später die Vorbereitung aufgenommen, ist körperlich noch nicht in Schwung", begründete Hans Geitel. Es fehlte Dynamo tatsächlich nie am Offensivdrang. Aber lange Zeit an den Ideen, dem Mann, der das hohe Tempo, den Fleiß und den Einsatz richtig koordinierte. Als Schütze und Weber hereinkamen, gewannen die Aktionen sehr rasch an Wirkung. "Ein hartes Spiel. Jeder wollte sich beweisen", urteilte BFC-Kapitän Dieter Stumpf. "Unser Mittelfeldspiel kam in der zweiten Halbzeit besser zur Geltung als das der Erfurter. Und das brachte uns wohl das Unentschieden ein."

FC Rot-Weiß Erfurt:
Weigang; Wehner; Weiß, Egel, Kiesewetter; Trölitzsch, Schuster; Albrecht, Wolff, Stieler, Meyer (72. Seifert)
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Carow, Hall; Becker, Prescher, Fleischer; Aedtner (73. Schütze), Lyszczan, Schulenberg (54. Weber)

1:0 Albrecht           ( 2.)
1:1 Becker             (82.)

Schiedsrichter:        Neumann (Forst)
Zuschauer:             12.000


Wolfgang Hempel, Neue Fußballwoche, 26.08.1970