29. Spieltag 1967/68: SG Dynamo Schwerin - BFC Dynamo 1:2

Eine Halbzeit oberligareif
Dynamo-Trainer Karl Schäffner ließ vor dem Spiel keinen Zweifel daran, daß die zwei noch zum Aufstieg fehlenden Pluspunkte schon in Schwerin geholt werden sollten. "Wir wollen es gar nicht erst zu einem Nervenkampf am letzten Spieltag gegen Post Neubrandenburg kommen lassen”, kommentierte er, "deshalb lautet heute unsere Devise: Voll auf Angriff spielen! Ich vertraue darauf. daß sich unser Angriff gegen die Schweriner Deckung durchsetzen kann, und wenn unsere Abwehr die kreuzgefährlichen See. Sinn und Koch unter Kontrolle bringt. sollte unser Vorhaben auch gelingen." Die Rechnung ging, wenn auch erst sehr spät, auf, obwohl die Berliner besonders in der ersten Hälfte beeindruckend, beinahe oberligareif auftrumpften.

Aus einer resolut operierenden Abwehr heraus (Carow, Trümpler) lief der Ball über die großartige Milttelfeldachse Wolff-Schneider zeitweise mustergültig durch die BFC-Reihen. In dieser Phase hatte das Berliner Spiel Linie und Format. Im Angriff ragten besonders die jungen Schütze und Fleischer heraus, die mit ihrer gewitzten Spielweise der Schweriner Abwehr viele Rätsel aufgaben. Doch mehr als das Führungstor, durch einen 40-m-Freistoß von Schneider erzielt, den Torhüter Rogge unterlief, sprang nicht heraus. Dazu machte Geserich, der immer wieder von Schneider glänzend freigespielt wurde, von seinen guten Möglichkeiten keinen Gebrauch, andererseits blieb auch der in der Torschützenliste führende Lyszczan insgesamt viel zu inaktiv.

Von der souveränen Spielweise der Berliner beeindruckt, fanden die Schweriner in der ersten Phase nie zu ihrem Spiel. Die Abwehr hatte viel zu viel mit sich selbst zu tun, fast kein klarer Schlag gelang, im Mittelfeld unterliefen viele Fehlpässe, so daß die Angriffsspitzen viel zu sehr auf sich allein gestellt blieben. Erst nach dem Wechsel, als das BFC-Spiel am Druck und Gradlinigkeit verlor, oftmals zu viele Stationen bis zum Schweriner Tor benötigt wurden, setzten sich die Gastgeber besser in Szene. Mit hohem kämpferischen Elan und zumeist mit Steilvorlagen versuchten sie die Berliner Deckung aufzureißen. Doch Bräunlich zeigte sich auf der Hut, zumal die klare Linie bei den Schwerinern auch jetzt fehlte, sie ihr gewohnt schwungvolles, torgefährliches Spiel nie erreichten. Als sich schon alles mit dem Unentschieden abgefunden hatte, brachte Weber. der erst zwei Minuten vorher aufs Feld geschickt wurde, doch noch die Entscheidung.

SG Dynamo Schwerin:
Rogge; Kirchhof; Löhle, Potyralla, Baschista; Liberka, Schendel, See; Sinn, Karius, Koch
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Trümpler, Carow, Meynhardt; Schneider, Wolff, Fleischer; Lyszczan, Schütze, Geserich (81. Weber)

0:1 Schneider          (14.)
1:1 See                (44.)
1:2 Weber              (83.)

Schiedsrichter:        Vetter (Schönebeck)
Zuschauer:             6.500

Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 14.05.1968