26. Spieltag 1966/67: BFC Dynamo - SG Dynamo Dresden 0:1

Kein schöner Oberliga Abschied für den BFC / Gegen streckenweise nur neun Dresdner lieferten die Berliner eine äußerst mäßige Leistung / Feldverweis für Ziegler
"Wir wollen unbedingt beide Punkte erringen, um die letzte geringe Chance auf den Verbleib in der Oberliga zu wahren." Soweit der Berliner Dynamo-Trainer Bela Volentik vor dem Spiel. Doch in den dann folgenden neunzig Minuten war von diesem unbedingten Wollen überhaupt nichts zu spüren. Offensichtliche Resignation bestimmte die Szene. Völlig unverständlich war auch die taktische Einstellung des BFC Dynamo. Er mußte ja schließlich nicht nur gewinnen, sondern gleichzeitig auch möglichst viele Treffer erzielen, um bei einer gleichzeitigen Niederlage von Chemie Leipzig die Messestädter noch in der Tabelle zu überflügeln. Doch wer nun eine entfesselt angreifende Gastgeberelf erwartet hatte, wurde schwer enttäuscht. Berlins Fußballanhänger schienen das auch schon geahnt zu haben, denn wie läßt sich sonst die klägliche Kulisse (1.500) erklären?

Beim Zuschauen gewann man den Eindruck, den Gastgebern genüge ein Unentschieden, während die Dresdner auf alle Fälle beide Zähler benötigen. Die Berliner standen fast während der gesamten neunzig Minuten konsequent mit sechs Feldspielern in der eigenen Hälfte. Lediglich Becker wagte sich einige Male etwas heraus. Selbst als die Dresdner streckenweise nur neun Aktive auf dem Platz hatten - Ziegler wurde in der 26. Minute wegen Nachschlagens des Feldes verwiesen, Haustein war zwischen der 15. und 25. Minute verletzt und wirkte erst wieder nach der Pause mit, als er Schiedsrichter Trautvetter den Regeln entsprechende Stollen unter seinen Schuhen nachgewiesen hatte -, blieb der BFC Dynamo bei dieser völlig unverständlichen Einstellung.

Es hätte nicht viel gefehlt, und sechs Dynamo-Abwehrspieler hätten knobeln müssen, wer welchen der meist nur drei gegnerischen Angreifer beschattet! Da obendrein der Ball lange gehalten wurde, man sich in endlosem Querspiel erging, statt auf schnellstem Wege des Gegners Tor anzustreben, war die Angriffswirkung gleich Null. Wenn auch die Dresdner an diesem Tage nichts Besonderes leisteten, so ist ihr Erfolg dennoch vollauf verdient. "Selbst mit weniger Aktiven hatten sie deutliche spielerische Vorteile", meinte DFV-Trainer Werner Wolf.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Trautvetter verstand es nicht, die ins Spiel getragene Unfairneß zu unterbinden. Durch viele Mätzchen der Spieler ließ er seine Autorität untergraben.

BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Carow, Trümpler, Skaba; Becker, Fuchs, Hall, Wolff, Paul, Bley
SG Dynamo Dresden:
Kallenbach; Prautzsch; Sammer, Pfeiffer, Haustein; Hemp, Hofmann, Engels, Ziegler, Kreische, Gumz

0:1 Gumz               (36.)

Schiedsrichter:        Trautvetter (Immelborn)
Zuschauer:             1.500


Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 17.05.1967