25. Spieltag 1966/67: HFC Chemie - BFC Dynamo 1:2

BFC diesmal nicht wie ein Absteigender / Hallenser vergaben durch eine enttäuschende Leistung, sich einen der Intercupplätze zu sichern
Ich fragte Trainer und Betreuer des BFC Dynamo vor dem Spiel, ob sie an die winzige Chance auf Klassenerhalt noch glauben. "Theorie", meinte der eine, eine "Sache von Rechenkünstlern" der andere. Kam es daher, daß Dynamo des großen Sorgen-Rucksackes ledig um so vieles besser als in den letzten Spielen wirkte, so gelöst, so frei? Im letzten Heimspiel der Hallenser kam eigentlich alles anders als erwartet. Denn die so ziemlich erreichte Chance auf einen der Intercupplätze war ja wirklich keine Utopie. Sie wurde aber durch eine völlig indiskutable, maßlos enttäuschende Leistung der Chemie-Elf vergeben. Von dem, was gegen Chemie Leipzig so gelobt werden konnte, war leider nicht viel übriggeblieben. An Stelle des magischen Vierecks tat sich diesmal im Mittelfeld ein Riesenloch auf, weil beide Läufer sehr schwach spielten. Sturm und Rothe wirkten vor allem nach Halbzeit, als hätten sie Blei an den Sohlen.

Und auch Lehrmann wurde diesmal nicht wie sonst Anspielpunkt und Regisseur. Beide Flügel blieben von Beginn an blaß. So wurde Bräunlich - von der Resultatsverbesserung abgesehen, als Donau mit einem prachtvollen Durchspiel und vorbildlicher Eingabe Urbanczyk die Möglichkeit gab, aus Nahdistanz zu vollenden - im ganzen Spiel wohl nur einmal ernstlich geprüft, als Lehrmann einen gefährlichen Kopfball unter die Latte setzte (53.), der Berliner aber reaktionsschnell die Fäuste hochbekam. Im übrigen wehte der Hallesche Sturm wie ein sachter Wind dahin. Die Berliner waren schneller im Tempo, frischer und zäher, ideenreicher in der Spielanlage und konzentrierter, wuchtiger und genauer im Schuß. Selbst Stumpf verlangte Wilk einige Male alles ab.

Wolff erhielt viel zu viel freien Spielraum, den er mit Fleiß und viel Geschick nutzte. Entscheidend aber waren die Vorteile, die die Berliner im genauen Spielaufbau schon aus der stabilen Deckung heraus hatten, in der nur in der turbulenten Schlußminute die Übersicht etwas verlorenging. Die 8:4-Ecken der Hallenser besagen nicht viel. Es gab wohl niemanden, der an diesem Tage die klaren Vorteile der Berliner nicht erkannt hatte. Wie ein Absteigender sah der BFC Dynamo in Halle jedenfalls nicht aus. Daß es kurz vor Schluß noch zum 1:2 kam, war der Erfolg des Einsatzes einiger HFC-Spieler, insgesamt aber war auch dieser Treffer schon schmeichelhaft. Zum Schiedsrichterkollektiv: Eine souveräne Spielleitung. Sicher, klar alle Entscheidungen, ausgezeichnet die Zusammenarbeit. Die faire Haltung aller Spieler gestattete noch dazu uneingeschränkte Auslegung der Vorteilsbestimmung.

HFC Chemie:
Wilk; Urbanczyk; Stricksner, Klemm, Bransch; Rothe, Sturm, Gebes, Lehrmann, Donau, Nowotny
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Carow, Trümpler, Skaba; Becker, Fuchs, Hall, Wolff, Lyszczan, Bley

0:1 Hall               (43.)
0:2 Hall               (58.)
1:2 Urbanczyk          (88.)

Schiedsrichter:        Vetter (Schönebeck)
Zuschauer:             16.000


Werner Stück, Neue Fußballwoche, 10.05.1967