21. Spieltag 1966/67: BFC Dynamo - BSG Wismut Gera 2:1

Wieder nur mehr Kampf als Spiel
Um es gleich vorwegzusagen: Diese neunzig Minuten vor der spärlichen Kulisse von bestenfalls dreitausend Zuschauern - gerade jetzt im Kampf gegen den Abstieg könnten die Berliner wahrlich eine größere Publikumsunterstützung gebrauchen - enthielten kaum nennenswerte spielerische Höhepunkte. Jede Mannschaft besann sich nur eine halbe Stunde lang - der BFC Dynamo in den ersten, Wismut in den letzten dreißig Minuten - auf ihr spielerisches Können. Ansonsten versuchte man mit Kampf zum Erfolg zu kommen, was zu vielen unnötigen Fouls führte und die Partie über weite Strecken verkrampfen ließ. Auf beiden Seiten vermißte man herausragende, spielgestaltende Kräfte. Vieles entsprang dem Zufall, was wohl am besten darin zum Ausdruck kommt, daß lediglich einer der drei Treffer wirklich herausgespielt wurde, denn beim Geraer Ausgleich stand Dynamo-Stopper Dorner, beim 2:1 Wismut-Schlußmann Kühne Pate.

"Es ist verständlich, daß unsere schlechte Tabellensituation an den Nerven zehrt", erklärte Dynamo-Trainer Volentik. "Dennoch müssen wir uns vor allem und zuerst auf unser spielerisches Können besinnen, denn nur das kann uns, gepaart mit der entsprechenden Einsatzbereitschaft, aus der abstiegsbedrohten Zone herausführen. Besonders nach dem 1:0 hätten wir selbstsicherer aufspielen und uns frühzeitig beide Punkte sichern müssen. Dennoch bin ich weiterhin optimistisch." Die Vorteile der Berliner vor der Pause erstreckten sich fast ausschließlich auf das Geschehen im Mittelfeld. Außer beim 1:0 durch einen 15-m-Flachschuß von Bley ins lange Eck, dem ein herrliches Abspiel von Mühlbächer vorausging, konnte die Dynamo-Vorderreihe, in der sich Wolff zu stark nach hinten orientierte, keine weiteren zwingenden Torgelegenheiten herausspielen. Der dann wohl größten Chance, die Mühlbächer ungenutzt ließ, ging ein Schnitzer der Gäste-Abwehr voraus. In der letzten halben Stunde erwachte plötzlich die Wismut-Elf, die drei Minuten vor dem Abpfiff ihren Stopper Strempel durch Feldverweis verlor.

"Jetzt endlich wurde nicht mehr so eng operiert, das Spiel ohne Ball gesucht", erläuterte Trainer Kaiser. "Damit brachten wir die Dynamo-Deckung durcheinander, waren wir mehrmals dem Siegestreffer recht nahe." In der Tat: Die Berliner konnten froh sein, in dieser Zeit nicht mehr als den Ausgleich hinnehmen zu müssen, denn einen Kopfball von Richter hielt die Latte auf (60.), und bei zwei Schüssen von Krause (69.) und Egerer (70.) bewies Bräunlich sein Können. Für den Siegestreffer konnten sich die Gastgeber bei Schlußmann Kühne bedanken. Nachdem er zuvor mehrere Bälle, die er sicher hätte fangen können, weggefaustet hatte, versuchte er einen hohen Flankenball von Stumpf trotz Bedrängnis durch Bley zu fangen.
Zum Schiedsrichterkollektiv: Köpcke hatte in dieser sehr kampfbetonten Partie keinen leichten Stand. Er sah viele versteckte Fouls und ahndete sie auch.

BFC Dynamo:
Bräunlich, Stumpf, Dorner, Trümpler; Skaba, Mühlbächer, Bley, Wolff, Großmann, Paul
BSG Wismut Gera:
Kühne; Kosmanek, Strempel (87.
), Schnabel, Feetz, Fischer, Schattauer, Egerer, Albrecht, Krause, Richter

1:0 Bley             ( 8.)
1:1 Schattauer       (66.)
2:1 Bley             (82.)

Schiedsrichter:      Köpcke (Wusterhausen)
Zuschauer:           3.000


Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 25.04.1967