25. Spieltag 1965/66: BFC Dynamo - SG Dynamo Dresden 1:2

Ein guter Start macht noch kein gutes Spiel / Die hochgeschraubten Erwartungen nach Mühlbächers schnellem Führungstor wurden vom BFC nicht erfüllt / Großartiger Gumz schoß beide Treffer für den verdienten Sieger
Das sei klar und unmißverständlich an den Anfang gestellt: Die Ursachen für diese Niederlage, die die Nichtteilnahme am Intercup-Wettbewerb bedeutet, muß der BFC Dynamo schon bei sich allein suchen. Zumindest zwei alte Fußball-Weisheiten wurden sträflich mißachtet:

1. Ein Spiel dauert neunzig Minuten! Ein guter Start, der etwa zwanzig Minuten anhält, wird noch lange nicht mit Punkten honoriert, wenn ein derart krasser Leistungsabfall folgt, wie das diesmal beim BFC der Fall war. Freilich, der Beginn, die frühe Führung durch Mühlbächer nach einem Eckball erzielt, ließen einiges erwarten, zumal in dieser Zeit wirklich gut gespielt wurde, der Ball sauber durch die grünen Reihen lief. Wolff und Unglaube sorgten im Mittelfeld für ein kluges Aufbauspiel, Kochale, Hall, Mühlbächer zögerten nicht mit Schüssen, die von Noske allerdings pariert wurden, die Dresdener fanden in dieser Phase nicht die richtige Einstellung zu ihrem Gegner. Um so enttäuschender die Spielweise der Männer um Mühlbächer nach dem Ausgleichtor, vor allem aber in der zweiten Halbzeit.

2. Der moderne Fußball erfordert einen betonten Einsatz der Flügel! Wurde schon dieser Grundsatz in der Anfangsphase wenig beachtet, weil vor allem Geserich immer wieder völlig unüberlegt nach innen drängte, so kamen die Außen nach der Pause überhaupt nicht mehr zum Zuge. Weder Aedtner (umständlich, unfertig am Ball) noch Geserich (ohne Überlegung) waren an diesem Tag in der Lage, ihre Aufgaben zu lösen. So wurde durchweg nur in der Mitte gespielt, waren die Aktionen zu eng angelegt. Und da war natürlich bei der von Pfeifer umsichtig dirigierten und durch Engelmohr noch verstärkten Deckung der Gäste kein Durchkommen. Herzerfrischend dagegen mitunter die Aktionen der Petzold-Schützlinge. Mit zwei, drei Zügen erreichten sie, was der BFC in sieben, acht nicht erreichte: gefährliche Torszenen! Beide Treffer waren Ausdruck dessen: Wunderbarer Steilpaß Kreisches auf Engels.

Durchlauf am rechten Flügel. Die Flanke erreichte den völlig ungedeckten (wo waren Heine und Stumpf?) Gumz, gegen dessen Kopfball nichts zu machen war. Dem Führungstreffer der Gäste gingen ein Abschlag Noskes und ein Steilpaß Kreisches voraus. Wieder war der an diesem Tag großartige Gumz zur Stelle, umspielte noch Heine und vollendete dann überlegt. Eben weil wir die unzureichende Leistung des BFC so kritisch beurteilten, sei das nicht verschwiegen: In der 63. Minute wurde Hall im gegnerischen Strafraum gefoult (Sammer?). Der Strafstoßpfiff - nach unserer Auffassung gab es keine andere Entscheidung - blieb allerdings aus, und im Gegenzug kamen die Dresdener zum 2:1. Damit soll allerdings der verdiente Dresdner Sieg in keiner Weise angezweifelt werden...

BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Heine, Skaba, Mühlbächer; Wolff, Unglaube; Aedtner, Hall, Kochale, Geserich
SG Dynamo Dresden:
Noske; May, Pfeifer, Prautzsch, Oeser; Sammer, Hemp, Kreische; Engels, Engelmohr, Gumz

1:0 Mühlbächer         ( 2.)
1:1 Gumz               (17.)
1:2 Gumz               (64.)

Schiedsrichter:        Bader (Bremen/Rhön)
Zuschauer:             3000

 
Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 10.05.1966