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Verteidiger Stumpf machte Chemie-Angriff stumpf / Die schwungvoll beginnende Begegnung endete farblos / Bauchspieß, Lisiewicz kamen nicht zum Zuge Es war mit dem Anpfiff zu spüren, der BFC Dynamo wollte die schwachen
Leistungen der letzten Spiele aus dem Gedächtnis seiner gewachsenen Anhängerschar streichen. Schwungvoll, mit gefälligen Spielzügen wurde Chemie sofort in die Deckung gezwungen. Dreimal nahm Aedtner, erstmals in der zweiten
Halbserie dabei, Anlauf: 1. Minute: Sein Schuß aus günstiger Position verfehlte das Tor. 9. Minute: Nachdem er den nicht überzeugenden Nationalstopper Walter geschickt leerlaufen ließ, schmetterte der Rechtsaußen das Leder an
die Latte. 11. Minute: Herrmann konnte Aedtner nicht stoppen. Neuling Knösing kam auch nicht an den Ball, der gemächlich zum 1:0 über die verlassene Linie rollte.
Der Beginn war vielversprechend. Dann aber... Die
Leipziger versuchten nun zwar, eigene Initiative zu entwickeln. Bauchspieß leitete im Mittelfeld einige Direktpassagen ein. Doch vor dem Strafraum war Schluß mit den Gegenangriffen. Dort stand diesmal eine aufmerksame, gut
aufeinander abgestimmte Dynamo-Abwehr, in der Stumpf eine fast fehlerfreie, temperamentvolle Partie lieferte. Lisiewicz, der im Chemie-Sturm noch den besten Eindruck hinterließ, hatte nichts zu bestellen. Da auch Mühlbächer
Bauchspieß mehr und mehr beherrschte, wurde der Angriff des Pokalfinalisten zur Wirkungslosigkeit verurteilt, zumal brauchbare Vorlagen aus den hinteren Reihen Seltenheitswert besaßen. Dieses doppelte Duell entschied eigentlich
das Spiel, denn bei Dynamo häuften sich die Abspielfehler, brachte besonders Hall kaum einen Paß zu seinen Mitspielern. Auch auf den Flügeln verblaßte die anfängliche Angriffswucht immer mehr.
Dadurch blieb die
keineswegs sichere Gäste-Verteidigung vor weiteren Schwierigkeiten verschont. Hier stand mit Knösing als Vertreter der verletzten Günther und Sommer (Meniskusverdacht) ein junger Mann zwischen den Pfosten, der erst vor drei
Wochen aus der Reserveelf des Bezirksligisten Motor Schkeuditz kam. Wie anfällig die Abwehr war, bewies der zweite Treffer. Nach einer Ecke wanderte der Ball einigemal im Strafraum hin und her. Kein Leipziger brachte die Kugel
aus der Gefahrenzone. So konnte Bley aus zwei Metern vollenden. Mit diesem 2:0 gab sich der BFC zufrieden. Nach dem Wechsel verlegte er sich auf das Halten des Vorsprungs. Warum eigentlich? Wäre Chemie spielerisch nicht so
harmlos gewesen, dann hätte es durchaus eine Wendung geben können. Je länger diese Begegnung lief, desto uninteressanter wurde sie. Als Eindruck blieb am Schluß eine unbefriedigende Partie, in der oftmals Foulspiel mit
körperlichem Einsatz verwechselt wurde. In dieser Beziehung fiel besonders Slaby unangenehm auf.
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Mühlbächer, Heine, Skaba; Wolff, Unglaube; Aedtner, Hall, Kochale, Bley BSG Chemie Leipzig:
Knösing; Herzog, Walter, Herrmann, Krause; Richter, Behla, Matoul; Bauchspieß, Slaby, Lisiewicz
1:0 Aedtner (11.)
2:0 Bley (38.)
Schiedsrichter: Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer: 4.000
Rolf Gabriel, Neue Fußballwoche, 20.04.1966

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