18. Spieltag 1965/66: BFC Dynamo - HFC Chemie 3:0

Müheloser Erfolg / Der BFC Dynamo ließ den in jeder Hinsicht enttäuschenden Hallensern nicht die Spur einer Chance / Unglaubes Pässe / Geruhsamer Nachmittag für Bräunlich
Neidlos gratulierte HFC-Trainer Krügel seinem Kollegen Schaffner: "Ein, verdienter Sieg. Ihr wart die bessere Mannschaft." Und DFV-Trainer Fuchs, der Dynamo lange nicht gesehen hatte, anerkannte: "Donnerwetter, in dieser Truppe steckt aber ein Schwung! Wie konzentriert da gespielt wurde, wie sinnvoll die Aktionen lange Zeit liefen! Daß die Mannschaft nach der Pause nachließ, lag an der schwachen Gegenwirkung, schien verständlich." Freilich sind diese lobenden Worte am Platze. Und doch müssen zwei Einschränkungen gemacht werden.

Die erste: Was Halle bot, das war kaum oberligareif! Selbst BFC-Kapitän Skaba meinte sachlich abwägend: "Großen Widerstand hatten wir nicht zu brechen". In der Tat, die Gäste boten die schwächste Leistung, die wir in dieser Saison in Berlin sahen. Lediglich in den ersten Minuten deuteten sie an, daß sie mehr zu leisten imstande sind. Nicht, dessen Einsatzbereitschaft und Lauffreudigkeit auf seine Kameraden, vor allem auf Lehrmann, Stein, Matthai, abfärben sollte, vergab die einzige Torchance des HFC in der vierten Minute. Ansonsten hatte Bräunlich einen äußerst geruhsamen Nachmittag, wurde nicht einmal ernsthaft gefordert. Bei dieser Spielweise der Hallenser konnte es auch nicht dazu kommen. Kaum, daß der Ball einmal über drei, vier Stationen lief, kaum, daß man sich einmal (außer Nicht, die erforderliche Übersicht fehlt ihm noch, Bransch, der allerdings Schwächen im Stellungsspiel erkennen ließ, Walter, wurde zu wenig ins Spiel gebracht, Urbanczyk, dessen Kondition noch nicht ausreicht) energisch einsetzte, versuchte, das Steuer herumzureißen. Außerdem hing das Innentrio fast ständig in der eigenen Hälfte, stieß zu selten mit nach vorn. Da auch von Lehrmann überhaupt keine Konstruktivität ausging, er körperlich nicht fit erschien, konnte sich auch kein Angriffsspiel entfalten, war Nicht auf sich allein gestellt und zudem bei Stumpf in guten Händen.

Die zweite: Dynamo, im 4-2-4 spielend und numerierend, gewann klar, hatte schon nach dem 2:0, erst recht nach dem 3:0, sofort nach der Pause, keinerlei Mühe mehr. Verständlich, daß dann die Konzentration nachließ. Dennoch hätte es nichts schaden können, wenn auch dann noch so schwungvoll wie zu Beginn gespielt worden wäre. Gegen eine andere Mannschaft kann ein solches Nachlassen schnell einmal bestraft werden... Mitunter spielten die Gastgeber fast nach Belieben. Fast jeder einzelne Berliner war seinem Gegenspieler in allen fußballerischen Belangen überlegen, brachte insbesondere die bessere körperliche Durchbildung, den stärkeren Willen mit. Hinzu kam die umsichtige Mittelfeldarbeit von Unglaube, dessen Pässe die Gassen öffneten und auch zu zwei Toren führten, die von Jakob und Hall erzielt wurden. Kochales Treffer, nach weitem Abschlag Bräunlichs, entsprang einem Fehler Branschs, den der Halblinke durch seinen feinen Einsatz sofort für sich nutzte.

BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf, Mühlbächer, Carow, Skaba; Wolff, Unglaube; Bley, Hall, Kochale, Jakob
HFC Chemie:
Nauert; Stricksner, Bransch, Okupniak; Urbanczyk, Lehrmann; Walter, Stein, Donau, Matthai, Nicht

1:0 Jakob              (14.)
2:0 Kochale            (37.)
3:0 Hall               (46.)

Schiedsrichter:        Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             4.000

 
Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 15.03.1966