17. Spieltag 1965/66: FC Karl-Marx-Stadt - BFC Dynamo 0:0

BFC Dynamo widerstand der Angriffsflut / 18.000 erlebten ein mitreißendes Spitzenspiel
"Selbst wenn wir hier unterliegen, die Spitze bleibt für uns in erreichbarer Nähe, gegen Ende haben wir recht günstige Ansetzungen. Aber natürlich..." Dieser Satz des BFC-Trainers Schaffner blieb unvollendet. Ein vielsagendes Lächeln ersetzte ihn. Und daß sich die in diesem Jahr so gut herausgekommenen Berliner auf dem heißen Boden des FCK ein kleines Husarenstück vorgenommen hatten, war unschwer zu erkennen. Kochales Ausfall (Muskelfaserriß) hatte Unglaube in den Sturm und Fuchs in den Lauf rücken lassen. Und der "Neue" sah seine Aufgabe darin, den mit dem Pensum eines Schwerstarbeiters aufwartenden Erler in seinen Aktionen zu stören. Das tat er unauffällig, aber beharrlich. Das Spiel, es wurde von der stimmungsvollen Kulisse zu einem echten Fußballerlebnis, stellte sowohl die Liebhaber des kraftvollen als auch die des technischen Spiels zufrieden. Der FCK, frühzeitig reduziert (P. Müller wirkte ab der 3. Minute schon nur noch als Statist, seine Position übernahm mit beachtlichem Erfolg Schuster), dachte keine Sekunde ans Aufstecken.

Jeder ließ das "Nun erst recht" in jeder Aktion erkennen, auch wenn es bei Feister, Steinmann und anfänglich auch Weikert nicht so recht laufen wollte. So schlugen beide Mannschaften in diesem turbulenten, temporeichen und gutklassigen Gefecht eine scharfe Klinge, obgleich sie recht unterschiedlich geführt wurde. Vom FCK kraftvoll, einsatzstark, vom BFC klug, technisch elegant. Man muß den Hut ziehen vor dem nimmermüden Bemühen der Gastgeber, auch mit zehn Mann die Erfolgsserie in Heimspielen (als einzige aus dem 14er Feld bis dato ohne Punktverlust) fortzusetzen. Dynamo mußte sich auf wenige Gegenangriffe beschränken. Diese allerdings hatten es in sich. So sah sich, was die Gefährlichkeit anbetrifft, der aufmerksame Hambeck nicht weniger auf die Probe gestellt als der dichtbelagerte Bräunlich.

Schuster (25.) mußte für ihn bei einem Bley-Kopfball gar einmal auf der Linie retten, und einmal (59.) tat es auch der Pfosten. Ungeachtet dieser und weiterer zwingender Gelegenheiten (Hall 13., Unglaube 71.) ging das Remis wohl in Ordnung, denn Bräunlich und seinen Mannen standen etliche Male die Haare zu Berge. So als Lienemann (48.) in freier Position der Ball zu weit vom Fuß sprang, als er einen der Serien-Eckbälle (56.) aus 7, 8 m über die Latte hob, Hüttner eine seiner Freistoßraketen auf das Tor jagte (50.), Vogel scharf und knapp verzog (73.) und natürlich bei Erlers beiden vielumjubelten Treffern, die wegen Handspiels (Erler: "Anders wäre ich nicht rangekommen") und klarer Abseitsstellung aberkannt werden mußten (Männig entschied trotz des Pfeifkonzerts äußerst korrekt!). Ungeachtet vieler Torszenen blieben echte Tore aus.

FC Karl-Marx-Stadt:
Hambeck; Weikert; Hüttner, P. Müller; Feister, Kupferschmied; Schuster, Lienemann, Steinmann, Erler, Vogel
BFC Dynamo:
Bräunlich; Stumpf; Carow, Skaba; Fuchs, Mühlbächer; Bley, Wolff, Hall, Unglaube; Jakob

Zuschauer:             18.000
Schiedsrichter:        Männig (Böhlen)


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 08.03.1966