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Gegen Schluß doch noch klug gespielt Blütenrein
blieb die Bilanz des SC Dynamo in der ersten Serie auf eigenem Boden: 5:0 gegen SC Magdeburg, 1:0 SC Karl-Marx-Stadt. 5:3 SC Leipzig, 3:1 Lok Stendal, 2:0 SC Empor Rostock und nun 3:0 gegen das Schlußlicht. Nur etwas stärker in
den Auswärtsspielen (ein knapper Sieg oder zwei Unentschieden hätten schon genügt), und die Berliner würden den zweiten Durchgang am 13. Februar als Spitzenreiter aufnehmen. Gegen den Tabellenletzten wurde die Volkspolizei-Elf
nicht ernsthaft geprüft. Allerdings schien sie uns bis zur Pause oftmals wenig konzentriert, so daß die Gäste trotz des 0:1 beim Gang in die Kabinen noch hoffen durften. Dauernde Böen und peitschender Regen trugen wohl dazu
bei, die Spielfreude und zum Teil auch den Kampfgeist der Dynamo zu lahmen.
"Wir besannen uns aber zur rechten Zeit und die Steigerung im zweiten Abschnitt wurde schließlich noch mit einem sicheren Sieg belohnt",
meinte der stellvertretende Klubleiter Manfred Kirste nach dem Abpfiff des energischen und lauffreudigen Schiedsrichters Zülow. In der Tat wirkte der 1:0-Halbzeitvorsprung auf die Berliner eher wie ein Alarmsignal und nicht wie
eine beruhigende Führung. Trotz des starken Sturms im Rücken konnte der Tabellenvierte zunächst den Spielfaden nur höchst selten knüpfen. Vor allem aus der Läuferreihe wurde der Ball beinahe ausnahmslos nach vorn geschlagen.
Taktisch unklüger ging es nimmer. Der in letzter Stunde erfolgte Verzicht auf den verletzten Mühlbächer wirkte sich offenbar sehr nachteilig aus. "Noch ist nichts verloren", sagte Turbine-Trainer Helmut
Nordhaus nach den ersten 45 Minuten in der Kabine zu seinen Schützlingen. Mit dieser Meinung stand er gewiß nicht allein, denn der Schiebewind konnte ein keineswegs zu unterschätzender Partner sein.
Doch die Erfurter
wußten damit noch weniger anzufangen als zuvor der SC Dynamo. Die Berliner fanden dagegen ihren Rhythmus. Flach und genauer adressiert kam jetzt das Abspiel, die Aktionen erfolgten weiträumiger, so daß zwangsläufig die Vorstöße
wuchtiger wurden. Erfurts Deckung sah sich einer wesentlich größeren Belastung als vor der Halbzeit ausgesetzt und war ihr nicht immer gewachsen, obwohl Läufer Preuße nur Abwehraufgaben zu erfüllen hatte. Die
Turbine-Vorderreihe enttäuschte mit ihrem durchsichtigen Spiel. Der Gegner wußte meist schon im voraus, wohin der Ball seinen Weg nehmen würde und hatte die Stürmer daher sicher im Griff. Sowohl bei Erfurt (Bentschuk) als auch
bei Dynamo (Jakob) gaben zwei junge Flügelstürmer ihr Oberligadebüt. Sie werden es selbst gespürt haben, daß sie noch viel an sich arbeiten müssen, wenn sie sich einen Stammplatz erkämpfen wollen.
SC Dynamo Berlin: Bräunlich; Stumpf, Carow, Skaba; Bley, Fuchs; Aedtner, Wolff, Hall, Kochale, Jakob SC Turbine Erfurt: Keßler; Weiß, Dittrich, Franke; Wolff, Preuße; Bentschuk, Gratz, Knobloch, Seifert, Schröder
1:0 Hall (40.) 2:0 Kochale (67.)
3:0 Aedtner (84.)
Schiedsrichter: Zülow (Rostock)
Zuschauer: 2.000
Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 14.12.1966

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