08. Spieltag 1965/66: SC Dynamo Berlin - BSG Lok Stendal 3:1

Das war das große Spiel eine Mannes!
Rot ist an sich eine Farbe, die kaum zu übersehen ist. Doch in dieser Begegnung sah man fast neunzig Minuten lang nur Weiß. So überlegen waren die Gastgeber. Von Anfang an ließen Stumpf und Skaba ihre Gegenspieler überhaupt nicht zur Entfaltung kommen, wobei sich insbesondere der Rechtsverteidiger durch sein spritziges, andererseits aber auch ruhiges und wohlüberlegtes Spiel auszeichnete. In der Abwehrmitte stand sicher und souverän der immer besser werdende Carow, an dem es kein Vorbeikommen gab. Und im Mittelfeld "regierten" der alle überragende Mühlbächer, Meyer und der sehr agile Wolff. Dem hatten die Stendaler nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen, zumal deutlich zu erkennen war, daß Liebrecht und Backhaus trotz aller Anstrengungen noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. So stand die Gäste-Abwehr ständig unter Druck, doch zum Glück für die Schützlinge von Martin Schwendler lieferte Stopper Lindner einmal mehr eine hervorragende Partie, ließen die Dynamo-Stürmer darüber hinaus zahlreiche günstige Gelegenheiten aus.

Die Berliner können sich bei Mühlbächer bedanken, daß ihre Überlegenheit auch im Ergebnis zum Ausdruck kommt. Mit welcher Bierruhe der Läufer die  gegnerischen Angriffe abfing und im nächsten Moment explosiv mit nach vorn stürmte, schon das stempelte ihn zum besten der 22 Aktiven. Imponierend auch, wie der Berliner mit keinem Wort, mit keiner Geste des Protestes reagierte, wenn er in seinem Tatendrang oftmals nur regelwidrig zu bremsen war. Und dann machte "Waldi" seinen Stürmern noch vor, wie Tore geschossen werden. Dem 1:0 ging eine 30-m-Freistoßbombe von ihm voraus, die Aedtner im Nachschuß verwandelte, den zweiten und dritten Treffer besorgte er selbst, indem er mit seiner unwahrscheinlichen Schußkraft zwei indirekte Freistöße von der Strafraumgrenze ins Netz jagte (ein weiterer traf nur den Pfosten).

SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Stumpf, Carow, Skaba; Mühlbächer, Meyer; Geserich, Wolff, Aedtner, Kochale, Bley
BSG Lok Stendal:
Zeppmeisel; Nathow, Lindner, Prebusch; Küchler, Liebrecht; Schmidt, Strohmeyer, Backhaus, Karow, Abraham

1:0 Aedtner            (15.)
2:0 Mühlbächer         (33.)
2:1 Backhaus           (79.)
3:1 Mühlbächer         (84.)

Schiedsrichter:        Weber (Limbach)
Zuschauer:             5.000


Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 09.11.1965