22. Spieltag 1964/65: BSG Wismut Aue - SC Dynamo Berlin 1:1

Unbedrängt köpfte Härtwig ein / Dynamos starke Mittelfeldachse sorgte für eine stürmische Anfangsoffensive
Die Männer um Trainer Karl Schäffner konnten auch in Aue ihren Formanstieg der letzten Wochen unter Beweis stellen. Zu ihrem sicheren Abwehrspiel, im Feuer der Spiele gegen Jena und Chemie erprobt, gesellte, sich diesmal noch eine starke Mittelfeldachse, getragen von den beiden Strategen Mühlbächen und Bley, vervollkommnet von dem sehr mannschaftsdienlich spielenden Unglaube und dem äußerst lauf- und spielfreudigen Meyer am linken Flügel. Solchermaßen gewappnet, traten die Berliner in diesem Auswärtskampf nicht mit dem Konzept einer 90-minutigen Abwehrschlacht auf, sondern eröffneten im Vertrauen auf ihre Angrifistrümpfe das Duell mit einer starken Offensive. Und Dynamos Trümpfe stachen! Bereits in den ersten fünf Minuten konnte Hall zweimal gefährlich durchbrechen.

Dann mußte Thiele gegen einen Aufsetzerkopfball von Meyer nach Vorarbeit von Wolff und Hall sein ganzes Können aufbieten (11. Minute) und sich eine Minute später geschlagen bekennen. In einen Angriffszug über den rechten Flügel (7-8-9) schaltete sich der linke Läufer Bley ein und vollendete in Mittelstürmerposition. Gegen dieses variable Sturmspiel, in das sich auch die Verteidiger (Dorner!) einschalteten, fand Wismut lange Zeit nicht die richtige Einstellung. Kaiser, noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, hatte offensichtlich seine Verletzung noch nicht überwunden. Müller konnte seine Nervosität nicht abstreifen. Dynamos starke Mittelfeldachse regierte, und ein 0:2, das in der 33. Minute fällig schien, wäre nicht unverdient gewesen.

Zu diesem Zeitpunkt nämlich hatten sich Wolff und Hall gegen Miller und Müller durchgesetzt, dann aber wurde der Mittelstürmer von Thiele im Strafraum durch ein Foul um seine Chance gebracht. Der Pfiff zum Strafstoß blieb aus. Es sei dahingestellt, ob Wismut den Schock eines Zweitorerückstandes gegen diesen sattelfesten und spielstarken Gegner verdaut hätte. Fest steht jedenfalls, daß die Gastgeber drei Minuten vor Halbzeitpfiff nach vielen stürmischen Attacken, die immer wieder abgewehrt werden konnten (Bräunlich!), aus einer harmlos erscheinenden Situation zum Ausgleich kamen. Groß, der Halbrechte, setzte sich am rechten Flügel durch, flankte zum freistehenden Mittelstürmer Härtwig, der sich zum Kopfball hochreckte. Völlig unbedrängt - Mühlbächer stand drei Schritte entfernt - konnte der energische Stürmer mit genauem Kopfstoß Bräunlich, der nicht einmal reagierte, überwinden.

BSG Wismut Aue:
Thiele; Gerber, Müller, Pohl; Kaiser, Miller; Zink, Groß, Härtwig, Killermann, Eberlein
SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner, Heine, Skaba; Mühlbächer, Bley; Wolff, Unglaube, Hall, Renk, Meyer

0:1 Bley               (12.)
1:1 Härtwig            (42.)

Schiedsrichter:        Anton (Forst)
Zuschauer:             6.000

Harro Römer, Neue Fußballwoche, 13.04.1965