20. Spieltag 1964/65: SG Dynamo Dresden - SC Dynamo Berlin 5:0

Schock des schnellen 0:2 vom SC nicht zu verdauen / Abwehr der Gäste aus allen Fugen
Dramatische Szenen zwischen der 19. und 24. Spielminute brachten in diesem Derby der Dynamos bereits die Spielentscheidung. Auftakt dazu war das 1:0 durch Engelmohr, der von Gumz angespielt wurde und das falsche Stellungsspiel des Berliner Torhüters konsequent nutzte. Sich so vom Druck der Berliner freimachend, die starke Anfangsminuten verbuchten, marschierten die Dresdner nun nach vorn und brachten die Gäste-Deckung oft in arge Schwierigkeiten. Nachdem Bräunlich in der 22. Minute bei einem Drehschuß von Hofmann und dem Nachsetzer durch Engelmohr noch einmal Glück hatte, schlug es bereits zwei Minuten später wieder bei ihm ein. Diesmal packte Hofmann einen Freistoß Siedes richtig und brachte das Leder im Toreck unter. Dieser Schock lähmte das Angriffsspiel des SC Dynamo sichtlich, zumal Hall sieben Minuten danach eine Riesenchance zum Anschlußtreffer ausließ. Ihn erreichte ein Steilpaß von Mühlbächer, und allein auf das Dresdner Gehäuse davonziehend, ließ sich der Berliner Mittelstürmer vom herauslaufenden Noske düpieren und schoß überhastet am Pfosten vorbei.

Die Quittung darauf ließ nicht lange auf sich warten. Als Bräunlich bei einem Freistoß fast von der Seitenlinie durch eigene und gegnerische Spieler die Sicht versperrt war, zog Ziegler den Ball überlegt in das rechte untere Toreck. Verständlich nach diesen drei Konterschlägen der Jubel bei Dynamo Dresden und seinem treuen Anhang. Ursache dieser recht deutlichen Führung schon zur Pause war eine große kämpferische Leistung der Dresdner, bei der es die Engelmohr, Gumz, Siede und Co. diesmal nicht vergaßen, zahlreiche erfolgversprechende Aktionen mit straffen - und wie es sich zeigte - auch erfolgreichen Torschüssen abzuschließen. Damit brachten sie das Konzept ihres Gegners sichtlich durcheinander, zwangen sie die Läufer Mühlbächer und Unglaube oft zu Defensivaufgaben, so daß sie im eigenen Angriffsspiel fehlten. Hauptursache des klaren Rückstandes aber war eine äußerst schwache Partie der Berliner Deckung, die zum wirbelnden Sturmspiel der Dresdner nur selten die richtige Einstellung fand und durch den ständigen Positionswechsel der Dresdner Fünferreihe oft gar nicht gut aussah.

Das änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nur wenig. Obwohl offensichtlich war, daß der SC Dynamo alle Kraft für eine Resultatsverbesserung einsetzte, blieb im Spiel der Berliner vieles Stückwerk. Daran konnte auch Mühlbächer nichts ändern, der sich redlich abrackerte, der vorn und hinten auftauchte und sich auch selbst im Torschuß versuchte. Alle Hoffnungen der Gäste, diesem auch für sie wichtigen Punktetreffen vielleicht doch noch eine Wende zu geben, machte Engelmohr bereits zwölf Minuten nach Wiederbeginn endgültig zunichte. Mit sehenswertem Kopfstoß brachte er einen Eckball von Siede am herauslaufenden Bräunlich vorbei im Berliner Gehäuse unter. Da nutzte alles Aufbegehren des Sportclubs nichts mehr, denn die Dresdner Abwehr war an diesem Sonntag einfach clever genug, den recht drucklosen Berliner Sturm mit nicht allzu viel Mühe in Schach zu halten. Sie blockte die oft recht durchsichtig angelegten Gegenangriffe meist schon vor dem Strafraum ab.

SG Dynamo Dresden:
Noske; Haustein; Pfeifer, Prautzsch, Oeser; Hofmann, Ziegler, Gumz; Engelmohr, Siede, Hemp
SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Mühlbächer; Unglaube, Wolff, Bley; Hall, Meyer, Geserich

1:0 Engelmohr          (19.)
2:0 Hofmann            (24.)
3:0 Ziegler            (36.)
4:0 Engelmohr          (57.)
5:0 Oeser              (75.)

Schiedsrichter:        Männig (Böhlen)
Zuschauer:             14.000

Herbert Heidrich, Neue Fußballwoche, 23.03.1965